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KommentarGleich und gleich

■ Warum es in der Ausländerdebatte um Rechte und nicht um Toleranz gehen muss

Leben Nichtdeutsche eingepfercht auf Schiffen oder in Containerdörfern, zeigen die Nachbarn mit dem Zeigefinger auf die Unterkünfte, deren Schäbigkeit den BewohnerInnen angelastet wird. Ermöglicht man einigen wenigen, in Wohnungen zu ziehen, wird auch das wieder gegen sie verwandt: Dann wird die These bemüht, dass AusländerInnen mit guten Gaben überschüttet werden.

Die Absurdität der von den Nachbarn in Sinstorf vorgetragenen Argumente zeigt, dass allein fremdenfeindliche Ressentiments der Grund für die Ablehnung sind. Das ist mit der Integration von AusländerInnen gemeint, die derzeit allerorten beschworen wird: Zäune um ihre Wohnungen, Schutzwälle drumherum und die Haustüren so gelegen, dass man ihnen nicht auf der Straße begegnen muss.

Statt sich an Runden Tischen an solchen Leuten abzuarbeiten, sollte man endlich einen Schlussstrich unter die sinnlose Toleranzdebatte ziehen, die diesen Sommer losgetreten wurde. Sie zielt in eine völlig falsche Richtung. Es geht nicht darum, Nichtdeutsche zu tolerieren. Auch nicht darum, „Multikultur“ zu akzeptieren, weil die folkloristische Sicht rassistische Klischees stützt statt bekämpft.

Will man Zuwanderer wirklich integrieren, müssen sie nicht toleriert, sondern mit Rechten ausgestattet werden: auf Aufenthalt, Wohnung und Job. Erst wenn normal ist, dass sie in Wohnungen leben, und wenn sie Deutschen gleichgestellt werden, begreifen diese vielleicht, dass es nicht um „Ausländer“ oder „Asylanten“ geht, sondern um Frauen, Männer und Kinder. Elke Spanner

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