standbild: Es gähnte einst ein Schlittenhund
„Nicht heulen, Husky“ (Do., 20.15 Uhr, Pro 7)
„Joost, wir wollen ein neues Leben anfangen. In Kanada“. Sprach’s, fasste ihren langjährigen Liebhaber Oliver (Heiner Lauterbach) und ihre drei Kinder unter den Arm und ab. So hat es sich damals zugetragen, erzählt Barbara (Barbara Rudnik) ihrer Teenietochter Lizzy, als beide am Flughafen sitzen kurz vor Lizzys Abreise nach Kanada. Und dann erfahren wir in langen Rückblenden, warum das alles so sein musste, warum Barbara ihren Ehemann Joost und Oliver seine Freundin verließ, um in der Weite der kanadischen Berge eine Existenz aufzubauen.
So weit, so Fargo, nur nicht so schön wie der US-Film. Dafür aber mit mehr Huskys: Lauterbach als Oliver hat nämlich nicht nur einen spektakulär weiß melierten Vollbart, sondern vor allem eine Schwäche für die Schlittenhunde. Mit ihnen saust er glücklich durch die Schneelandschaften, wenn er nicht mit Barbara das neu eröffnete Möbelgeschäft leitet.
In das Husky-Fargo-Setting mischt sich anfangs noch eine Prise Titanic, wenn die beiden Verliebten gegen den Rest der Welt, Barbaras ziemlich unwilligen Sohn Tobias und andere Probleme wie die Durchblutungsstörungen des zweiten Sohnes Danny, kämpfen.
Doch die Schwierigkeiten nehmen zu, und die Unlust, dieser langweilig dargebotenen echten Geschichte weiter zu folgen, ebenfalls. Zwar blamieren sich weder die schöne Frau Rudnik noch der sonst ja immer für Blamagen gute Möchtegern-Haudegen Lauterbach. Nicht mal, wenn er in einem „Männergespräch“ mit Tobias über Mädchen und Frauen und, na ja, du weißt schon ..., hemdsärmelt.
Aber echte Geschichten sind als Film eben manchmal richtig langweilig, allen Drehbuchbemühungen zum Trotz. Und genau darum ist eine Geschichte, die dann mit einem zwar für die Beteiligten dramatischen Höhepunkt (Geschäft weg, Lieblingshusky tot, Haus brennt ab, Danny wegen Durchblutung wieder in Deutschland) endet, in dieser mit Dallmeyer „Prodomo“-Werbungsmusik unterlegten Version doch zum Gähnen.
Vielleicht wäre sie mitreißender, wenn die Autorin der Romanvorlage ihr zweifelsohne genauso erlebtes Leben selbst erzählen würde. Aber das käme auch wiederum darauf an, wie gut die Dame erzählen kann.
JENNI ZYLKA
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