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Birmas Generäle willkommen

Um den Einfluss Chinas und Pakistans auf den Nachbarn Birma zu reduzieren, empfängt Indiens Regierung erstmals hochrangige Vertreter der birmesischen Militärjunta

DELHI taz ■ Mit General Maung Aye, dem Vizechef der birmesischen Militärjunta, befindet sich gegenwärtig erstmals ein hochrangiges Juntamitglied in Indien. Das sonst Staatspräsidenten vorbehaltene Empfangsprotokoll zeigt die große Bedeutung, die Delhi dem Besuch beimisst. Maung selbst will mit seiner hochkarätigen Delegation offenbar beim Nachbarn Terrain gutmachen, der das Regime bisher immer geschnitten hat.

Die bisherige Distanz ist an kleinen Details ablesbar. Wer in Indien mit einem Vertreter der „All Burma Students League“ telefonieren möchte, muss die Privatnummer des Verteidigungsministers wählen. Die wichtigste birmanische Exilorganisation genießt den Schutz von George Fernandes. Als dieser vor zwei Jahren Verteidigungsminister wurde, war es gar keine Frage, dass auch ihr Büro in die offizielle Residenz umziehen würde. Fernandes verzichtete denn auch auf das Treffen mit den birmesischen Generälen, obwohl Sicherheitsfragen oben auf der Agenda stehen. Auch die Gattin des indischen Staatspräsidenten, eine gebürtige Birmanin und Freundin der Mutter der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, ließ sich beim offiziellen Empfang entschuldigen.

In Indien ist das Regime, das 1988 in einem Staatsstreich die Wahlsiegerin Aung San Suu Kyi unter Hausarrest stellte und die Macht übernahm, immer noch verfemt. Zahlreiche birmesische Dissidenten sind hier zu Gast. Doch während Delhi Rangun zehn Jahre lang auf Distanz hielt, fanden China und Pakistan dort offene Türen vor. Als Myanmar vor drei Jahren in den südostasiatischen Staatenbund Asean aufgenommen wurde, war dies für Indiens Außenministerium das Signal für eine Revision der Beziehungen ungeachtet menschenrechtlicher Grundsätze.

Besonders China vermochte aus indischer Sicht das geopolitische Vakuum auszufüllen. Laut Jane's Intelligence Review rüstete Peking in Birma mehrere Marinebasen mit Radar-, Wartungs- und Auftankanlagen aus und soll auf der großen Coco-Insel, keine 30 Seemeilen von den indischen Andamanen entfernt, eine Lauschstation einrichten. Die Zeitung Asian Age zitierte einen indischen Offizier mit den Worten, die Festlandnachbarn China und Indien seien dabei, maritime Nachbarn zu werden.

Ungemütlich für Indien ist auch Pakistans reges Werben um die Gunst der birmesischen Militärs. Da Pakistans Armee wie die Birmas zahlreiche Waffensysteme aus China besitzt, werden pakistanische Offiziere in Birma seit 1989 als Berater und Ausbilder eingesetzt.

Delhi beobachtete diese Entwicklungen mit wachsendem Unmut. Bisher hatte man sich mit gemeinsamen Militäroperationen im nördlichen Grenzgebiet begnügt, wo die dortigen Guerillas beide Regierungen bedrängen. Dies führte zur Wiederherstellung alter Straßenverbindungen aus der Kolonialzeit und zur Öffnung und gemeinsamen Kontrolle von Grenzstationen. Die Ankündigung eines Besuchs des pakistanischen Machthabers General Pervez Musharraf in Rangun im nächsten Monat soll Delhi dann bewogen haben, die Generäle aus Rangun einzuladen. BERNARD IMHASLY

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