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Mama don`t Go, daddy Come home

John Lennon als Sohn, Vater und Frau ■ Alle seine Songs seien für „Julia, ocean child“ geschrieben, singt Lennon auf dem Weißen Album, für Julia Stanley also, seine Mutter. Julia, ein Kind des Ozeans, ist die Tochter eines strengen Schiffsoffiziers aus Liverpool. 1938 heiratet sie den Stewart Fred Lennon, doch kurz nach John Winston Lennons Geburt am 9. Oktober 1940 verweigert die Reederei Julia die Auszahlung der Heuer – ihr Mann habe in New York abgemustert. John kommt zu Julias Schwester Mimi: „Mother, you had me, but I never had you“, singt er 1970 in „Mother“, „father, you left me, but I never left you.“

John sucht nach neuen Vätern. Zuerst bewundert er Elvis, doch Elvis muss zur Armee. Er verträgt sich mit seinem Onkel George, doch Onkel George stirbt früh. Und der Manager Brian Epstein, der ihm seinen ersten ordentlichen Anzug kaufte, überlebt 1967 eine Überdosis Schlaftabletten nicht. John bleibt mummy`s child bzw. Mimi`s child und erinnert sich später, wie die Töchter von Offizier Stanley ihn zu einem besseren Mann machten: „Ich war immer nur mit Frauen zusammen ... Das war meine erste feministische Erziehung.“

John Lennon is the woman of the world – es sollte noch einige Zeit dauern, bis die zweite feministische Erziehung in den späten Siebzigerjahren das Werk von Tante Mimi und Julia vollendete. Er nennt jetzt Yoko Ono „Mama“ und klammert sich auf Fotos nackt an ihren Körper, backt Brot für seine Familie und kümmert sich rührend um den kleinen Sean. Seinen Sohn aus erster Ehe hatte er dagegen so gut wie nie gesehen. Gitarrespielen musste Julian Lennon darum auch von Paul McCartney lernen. Ausgerechnet. KOLJA MENSING

KOLJA MENSING findet „Cry Baby Cry“ gut: „... make your mother sigh, she`s old enough to know better ...“

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