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Streit um ätherische Correctness

■ FSK erteilt zwei Redakteuren Sendeverbot wegen „antisemitischer Äußerungen“

Das linksalternative „Freie Sender Kombinat“ (FSK) hat gegen zwei Mitglieder der Radiogruppe „Forumradio“ ein unbefristetes Sendeverbot erlassen. Den Redakteuren von „Knast und Justiz“ wird vorgeworfen, in einer Sendung antisemitische Äußerungen eines Palästinensers geduldet und selbst solche und „völkisches Denken“ verbreitet zu haben. Das Verbot wurde jetzt von der „Anbieterinnengemeinschaft“, der FSK-Delegiertenversammlung, bestätigt.

Grund des Streits ist eine zweistündige Live-Sendung am 25. Oktober mit einen Vertreter der palästinensischen Gemeinde in Hamburg. Dieser sagte: „Wir haben alles erlebt, was die Juden damals erlebt haben: KZ, Vertreibung, Millionen von Flüchtlingen, Massaker, egal in welchen Maßen.“ Solche Vergleiche, so die Gruppe „Radio Loretta“, die sich für das Verbot einsetzte, „nähern sich tatsächlich der Leugnung des Holocaust, weil sie eben die systematische Vernichtung der Juden durch Gas unterschlagen“. Wolfgang Lettow, einer der Redakteure, räumt da ein „Versäumnis“ ein, bestreitet aber, er und sein Kollege hätten antisemitisch und völkisch argumentiert. Ziel der Sendung sei es gewesen, nach dem „Nichtverhalten der deutschen Linken bezüglich des Konfliktes im Nahen Osten“ zu fragen.

Die Befürworter des Verbotes kritisieren, in der Sendung sei vermittelt worden, „die Interessen der Palästinenser ergäben sich aus einer Volkszugehörigkeit“. So sei verschwiegen worden, dass neben der palästinensischen Linke auch Rechte und Fundamentalisten gegen die Osloer Verträge zwischen Palästinensern und Israel waren. Lettow hält dagegen: „Die Palästinenser begreifen sich nun mal als Volk.“ Forumradio, in dem viele MigrantInnen-Gruppen organisiert sind, spricht von „eurozentristischem Dominanzverhalten, welches MigrantInnen die eigene Sichtweise durch die ,deutsche Brille' aufzwingen will“.

Drittes Ärgernis ist die Bemerkung eines Redakteurs, die „so genannte Wiedergutmachung“ sei nicht den Opfern der Shoah zugute gekommen, sondern von Israel dazu benutzt worden, „den militärischen Apparat, die Unterdrückung dort auszubauen“. Lettow argumentiert, man kritisiere zwar „die Verwendung eines Teils der Gelder für die Besetzung der palästinensischen Gebiete“, stelle aber die Entschädigungszahlungen für NS-Opfer nicht in Frage. „Für eine möglicherweise missverständliche Vermittlung entschuldigen wir uns.“

Nachdem sich Hörer beschwert hatten, wurde auf der Anbieterinnenversammlung Anfang November das Sendeverbot beschlossen, „weil wir es nicht verantworten konnten, die noch einen Monat senden zu lassen“, so Andreas Kühne, Delegierter der Hamburger Studienbibliothek. Die Redakteure hatte man vorher nicht informiert.

Forumradio wirft den Befürwortern des Verbotes vor, „antiimperialistische und antikapitalistische Kritik aus dem Sender zu drängen“. Ein Angebot zu einem klärenden Gespräch wurde nicht angenommen. Die beiden Redakteure wollen sich nun an die IG Medien wenden. Heike Dierbach

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