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Unterm Pferdearsch

Tschechische Fernsehkrise: Dagmar Havel erklärt ihre Solidarität und der Fernsehrat wird vielleicht aufgelöst

Undurchsichtig wie böhmisches Gulasch: Bei seiner Tagung am Montag ignorierte der Fernsehrat den Aufruf beider tschechischer Parlamentskammern, über den Rücktritt des umstrittenen Generalintendanten des Senders, Jiří Hodáč, zu verhandeln. Wie ein stures Kleinkind, das sein liebstes Spielzeug einfach nicht hergeben will, entschloss man sich, Hodáč im Chefsessel zu belassen. Man müsse den Intendanten zumindest vorher anhören, erklärte der Senderat seine Haltung.

Dafür droht ihm aber jetzt seine Auflösung. Denn das tschechische Abgeordnetenhaus konnte Volkes Stimme, die sich letzte Woche in der größten Demonstration seit der Wende 1989 prominent auf dem Wenzelsplatz gezeigt hat, nicht ignorieren. Bis Freitag soll das Gesetz über eine Änderung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens stehen, sogar den legislativen Notstand hat das Abgeordetenhaus ausgerufen. Laut dieses Regelwerks soll als Erstes der Senderat abberufen werden. Wie das allerdings die Krise lösen könnte, bleibt fraglich. Klar ist jedenfalls, dass Hodáč und seine Nachrichtenchefin Jana Bobošíková von ihren Positionen verschwinden würden. Das Volk wehrt sich inzwischen weiter: Die nächste Großdemonstration ist am Donnerstag, unter dem wachsamen Blick der Statue des heiligen Wenzel, in Prag allgemein als der „Pferdearsch“ bekannt.

In den tschechischen Wohnstuben gibt es seit Ausbruch der Fernsehkrise zwei Programme: CT 1, das „offizielle“, will inzwischen keiner mehr. Nicht nur, dass Journalisten im ganzen Land sich weigern mit „BoBo TV“ zusammenzuarbeiten, sogar Präsident Václav Havel hält es für „nicht perspektivreich“.

Seine Frau Dagmar, selbst Schauspielerin, hatte zuvor ihre offene Unterstützung der „aufständischen“ RedakteurInnen gezeigt: Sie besuchte sie in der Nachrichtenredaktion, die sie seit Heiligabend besetzt halten. So viel und so prominente Unterstützung spornt natürlich an: Am Montagabend ist es den Rebellen gelungen, erstmals über das Netz des „offiziellen“ Fernsehens zu senden. Bis dahin konnten sie CT 2, ihre Version des Fernsehprogramms, nur über Kabel und Satellit in den Äther schicken. Mit einer Nachrichtensendung auf den Wellen des ersten Programms haben sie Hodáč wohl erneut dem Kollaps nahe gebracht. Nicht besonders nett, war er doch erst ein paar Stunden zuvor aus dem Krankenhaus entlassen worden. ULRIKE BRAUN

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