Kommentar: Melkmagdrechnung
■ Warum es bei BSE auch für die Hamburger Politik um die Wurst geht
Die Relevanz des Themas BSE und Verbraucherschutz für Hamburg an der Zahl der Kühe festzumachen, ist absurd. Denn erstens reichen 8600 Rinder, um die gesamte Bevölkerung der Hansestadt zu infizieren. Zweitens – und das hat Gesundheitssenatorin Roth offenbar nicht begriffen – geht es hier nicht nur um ein paar Kühe. Es geht um die grundsätzliche Frage, wie der Staat – und dazu gehören die Landesbehörden – die Menschen vor krank machenden Lebensmitteln schützt.
Das Problem ist ein strukturelles, das beginnen die Verantwortlichen in Berlin zu erkennen. In Hamburg offenbar nicht. Dabei ist die Struktur hier nicht besser. Um die Landwirtschaft kümmert sich die Wirtschaftsbehörde. Die ist nun wahrlich kein Garant für Verbraucherschutz, vertritt sie doch, wie der Name schon sagt, in erster Linie die Gegenseite, jene nämlich, die an den Verbrauchern verdienen. Und dafür – wen wunderts – notfalls auch falsche Etiketten auf die Wurst kleben. Die Gesundheitsbehörde wiederum kann das zwar überprüfen. Aber dann ist es fast immer schon zu spät. Die Ursachenbekämpfung wäre auch Aufgabe der Wirtschaftsbehörde. Die aber tut so, als ginge sie das gar nichts an.
Verbraucherschutz, das zeigt gerade der Wurstskandal, ist eine interdisziplinäre Aufgabe, die die Ressorts Gesundheit, Umwelt, Landwirtschaft und Wirtschaft angeht. Deshalb braucht er auch in Hamburg eine eigene Struktur mit eigenen Kompetenzen. Jetzt. Damit nicht das nächste Mal die Karotten infiziert sind. Von denen gibt es in Hamburg nämlich mehr als 8600. Heike Dierbach
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