piwik no script img

Pillen für die Säue – gefährlicher als BSE

Bayerische Tierärzte stehen im Verdacht, Schweinemästereien mit gefährlichen, illegalen Pharmazeutika versorgt zu haben. Landestierärztekammer beschuldigt Ministerin Stamm

MÜNCHEN taz ■ In Zusammenhang mit dem Skandal um die illegale Belieferung österreichischer Landwirte mit Antibiotika und anderen Arzneien durch bayerische Tierärzte gerät die bayerische Gesundheitsministerin Barbara Stamm (CSU) unter heftigen Beschuss. Die Bayerische Landestierärztekammer warf dem Gesundheitsministerium vor, entsprechende Warnungen ignoriert zu haben. Der Vizepräsident der Kammer, Tobias Held, sagte der taz, sein Verband habe in einem Brief an das Gesundheitsministerium vor „skrupellosen Geschäftemachern“ in diesem Bereich gewarnt. Es sei nicht einmal eine Antwort erfolgt.

Kammerpräsident Günter Pschorn habe vor einem Jahr das Ministerium gebeten, die Staatsregierung möge „umgehend ein Bündel von Maßnahmen gegen den Missbrauch des Arzneimittelgesetzes veranlassen“, sagte Held. Man habe dabei vorgeschlagen, dass sich eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft mit dem Thema beschäftigt.

Ihre Schweigsamkeit und der neue Skandal verschärfen den Druck auf die bayerische Ministerin. Schließlich sollen Tierärzte aus Bayern in großem Stil illegal Arzneimittel an Schweinemäster verkauft haben. Laut der Staatsanwaltschaft Straubing ermittelten Fahnder gegen eine Tierarztpraxis mit elf Veterinären in Straubing und gegen weitere bayerische Tierärzte. Insgesamt sei in 17 Praxen Beweismaterial sicher gestellt worden. Der Hauptbeschuldigte aus Straubing wies die Vorwürfe zurück. Holger Uhlig, Cheftierarzt der Bayer-Werke Austria, sagte dem österreichischen Nachrichtenmagazin Format, die Gesundheitsgefährdung durch illegale Schweinemedikation sei wegen der sich entwickelnden Resistenzen gegen Antibiotika größer als die Gefahr, sich die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit zu holen.

KLAUS WITTMANN

brennpunkt SEITEN 2, 3, 11

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen