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Vision fürs „Dreck-Quartier“

■ Beirat tagte im Faulenquartier: Radio Bremen heißt die Hoffnung

„Ich höre die fünfte Vision zum Faulenquartier“, sagte Beiratsmitglied Rolf Schröder am Montag abend. Unter großer öffentlicher Anteilnahme hatte der Beirat „Östliche Vorstadt“ in die Räume der Architektenkammer geladen, um über den Stand der Dinge zu beraten. „Die Umsetzungsebene ist die Crux“, bestätigte der Brebau-Geschäftsführer Jürgen Lüthge, der als Staatsrat auch einmal verantwortlich für Bau und Stadtplanung war. Denn wer investiert, guckt sich vorher an, in welche Umgebung er gerät. „Schaurig“ ist der Brilltunnel als Zugang zum Faulenquartier, oben auf der Straße rauscht vierspurig der Verkehr und die Ampelphasen werden kurzgehalten im Interesse des Königs Auto. „An Schaurigkeit kaum zu überbieten“ die Fassade der Kaufhalle an der Brill-Kreuzung. Und der Name! Wie soll man auswärtigen Investoren den Charme des Etikettes „Faulen“ übersetzen?

Auf der Seite der Visionen sieht aber alles besser aus. Das Parkhaus „Diepenau“, das einzige Parkhaus mit Weserblick, soll ganz abgerissen werden, um einem gigantischen Wellness-Center Platz zu machen. Für die Straßenverbindung aus dem Faulenquartier in die Hafenvorstadt unter der B 75 hindurch sind bisher immerhin die Planungen weit gediehen.

Die konkreteste Vision ist Radio Bremen. Wird das „Medien-Kompetenz-Zentrum“ mit Radio Bremen in der Mitte an die Faulenstraße ins alte Bamberger-Haus kommen? Ortsamtsleiter Robert Bücking forderte alle politisch Verantwortlichen auf, in diesem Sinne zu entscheiden – als Signal für das alte Faulenquartier.

Und dann sollte man das Quartier neu benennen. „Faul“ ist ein plattdeutsches Wort für dreckig, das macht sich nicht so gut. „Quartier 24“ wäre ein Name, der immerhin eine Anspielung an die Medien-Profil enthielte, erklärte Brebau-Chef Lüthge. Aber da warnen die alt eingesessenen Anwohner vor: Nichts Englisches war die Devise. Lieber, wie früher, „Steffensstadt“. K.W.

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