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Pflanzen und Tierposter

■ Saniert wurde in Tenever bisher nur punktuell. Der Rest schimmelt vor sich hin. Ein Besuch.

Es ist Halbzeit in Tenver. Im August letzten Jahres beschloss der Senat ein Sanierungskonzept für das „Demonstrativ-Bauvorhaben“ aus den 70er Jahren (die taz berichtete). Überfällig war dieser Beschluss seit Jahren, da Lothar Krause, der eigentliche Eigentümer von 60 Prozent aller Bauten, pleite ist und keinen Pfifferling investierte.

Der Haken an dem Sanierungskonzept: Neben Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) und GEWOBA muss noch ein dritter Investor gefunden werden, der bereit ist, den Preis der Gläubiger-Banken zu zahlen und 50 Millionen Mark zu investieren. Nach Ansicht der BewohnerInnen eines Gebäudekomplexes in Tenever Mitte hat „ihre“ zuständige Bank, die Rheinboden-Bank, illusorische Preisvorstellungen. Um sie von denen auf den Boden der bewohnten Tatsachen runterzuholen, gibt es erste Überlegungen, kollektiv die Miete zu mindern.

Bereits jetzt stehen 600 von 2400 Wohnungen in Tenever leer, der größte Teil davon in den maroden Krause-Blöcken. Bei einem Spaziergang wird sichtbar, warum hier nur wohnt, wer wirklich nichts anderes mehr bekommt. Kaputte Fenster, eingeschlagene Türscheiben, witterungszerfressene Fassaden, herumliegender Müll, schmuddelige Hauseingänge. Hinter den Fassaden sehe es nicht besser aus, erklärt Joachim Barloschky (siehe Interview) vom Amt für Soziale Dienste und seit 12 Jahren zuständig für Nachbesserung und Quartiersentwicklung in Tenever: Dächer und Heizungssysteme seien reparaturbedürftig, die Wärmedämmung ungenügend.

Das umfassende Sanierungskonzept sieht aber auch städtebauliche Maßnahmen vor. Zum Beispiel der Abriss der Keßler-Blocks. Welche Gebäude noch dran glauben müssen, ist noch nicht sicher. Weg soll auch der Fußgängerboulevard im südlichen Tenever, der auf Höhe der ersten Etage die Wohnblocks miteinander verbindet (siehe Foto). Von den ArchitektInnen nett gemeint als Flanier- und Kommunikationsmöglichkeit, sorgt der Boulevard auf der Straßenebene für finstere Ecken und Durchgänge sowie für eine fehlende Zuordnung der Hauseingänge. Einer unten, einer oben, nichts halbes, nichts ganzes – dafür beide verwahrlost.

Dabei könnte alles so schön sein. Einen Katzensprung weiter liegendas Einkaufszentrum Tenever und die Otto-Brenner-Allee Nummer 42: Ein gläserner Eingangsbereich auf FußgängerInnenebene, innen bunt gekachelt, es gibt Pflanzen und Bänke, auf denen nach Auskunft des diensthabenden „Concièrge“ auch mal BewohnerInnen einen Plausch halten.

Mit einem vertrauenswürdigen Fahrstuhl gelangen Tenever-Touris auf adrette Etagenflure mit Pflanzen und Tierpostern, die ein wenig an Wartezimmer in Arztpraxen erinnern – wenn sie einen Schlüssel haben oder reingelassen werden. Eine Neuerung sind die abschließba-ren Etagenflure, die von den fünf bis sieben Mietparteien selbst gestaltet werden können. Auch von außen sieht der GEWOBA-Block deutlich schmucker aus als der kaputte Haufen des Herrn Krause, wobei das nur ein Anfang sein soll. Bisherige Kosten: 2,1 Millionen Mark. Von diesem „Kleinstbeispiel“, wie Barloschky es formuliert, profitieren gerade 90 Mietparteien. Hinzu kommen zwei weitere sanierte „Punkt-Hochhäuser“ in der Neuwieder Straße. Alle anderen können nur neidisch zuschauen und darauf hoffen, dass endlich der dritte Investor aus den Wolken fällt. ei

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