piwik no script img

Warm verpackte Wohnungen

In Hamburg gibt es erst ein Haus in Passivbauweise. Dabei spart es enorm Energie  ■ Von Nicole Paul

Die ersten drei Hamburger Mehrfamilienhäuser in Passivhausbauweise wurden vergangene Woche auf der Jahrestagung der Iniative Arbeit und Klimaschutz vorgestellt. Außerdem wurde Bilanz der bisher zweijährigen Arbeit gezogen. Die 1998 gegründete Initiative wird von über 50 Organisationen aus dem Handwerk, der Wohnungsbauwirtschaft, dem Umweltschutz sowie von Architekten, Ingenieuren, Wissenschaftlern, Bildungseinrichtungen und der Umweltbehörde getragen.

Eine ihrer Haupttätigkeit bestand bisher im Einsatz von 11,4 Millionen Mark Fördermitteln der Stadt für die Wärmedämmung von Gebäuden: 1.130 Häuser mit 5.270 Wohnungen konnten in den letzten zwei Jahren warm eingepackt werden. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Qualifizierung von Beschäftigten im Baugewerbe.

Insgesamt haben sich die Rahmenbedingungen für Wärmesanierungen im Gebäudebestand verbessert. Dazu trage das CO2-Gebäudesanierungsprogramm des Bundes bei, in dem in den kommenden fünf Jahren zehn Milliarden Mark zur Verfügung stehen und das mit Hamburger Klimaschutzprogrammen kombinierbar ist. Auch die anstehende Energiesparverordnung für Neubauten werde die sparsame Nutzung von Heizenergie voranbringen. Da dies jedoch angesichts der hohen Klimaschutzziele nicht ausreicht, zu denen sich Deutschland verpflichtet hat, kündigte Umweltsenator Alexander Porschke eine Ausweitung der Hamburger Programme an. Dazu wird in Zukunft die Förderung der Passivhausbauweise gehören.

Passivhäuser verbrauchen aufgrund einer extremen Wärmedämmung inklusive dreifach-verglaster Fenster und eines automatischen Belüftungssystems mit Wärmerückgewinnung so gut wie keine Heizenergie. Während der durchschnittliche Heizölverbrauch in Hamburg bei 22 Liter pro Jahr und Quadratmeter liegt, verbraucht ein Passivhaus nur noch rund 1,5 Liter. Angesichts der Tatsache, dass ein Drittel des Gesamtenergieverbrauchs in Deutschland für die Beheizung von Räumen verbraucht wird, eröffnet sich hier ein gigantisches Klimaschutzpotenzial. Um die noch wenig verbreitete Bauweise zu fördern – bundesweit wurden bisher rund 1000 Wohnungen in Passivhäusern bezogen – lobt die Umweltbehörde einen Wettbewerb mit einem Preisgeld von 50.000 Euro aus. Prämiert werden Passivhausprojekte mit vorbidlicher Konzeption und Gestaltung. Zusätzlich werden für die ersten zehn realisierten Projekte für bis zu zehn Wohneinheiten jeweils 3000 Euro ausgezahlt.

In Hamburg gibt es erst ein Passivhaus, ein Einfamilienhaus. Drei Mehrfamilien-Passivhäuser befinden sich jedoch derzeit in Planung oder Bau und werden in diesem beziehungsweise nächsten Jahr fertig gestellt. Eins davon ist das achtstöckige und damit bundesweit höchste Passivhaus, dass am Pinnasberg von der St. Pauli Hafenstraßengenossenschaft mit Mitteln des öffentlich geförderten Wohnungsbaus errichtet wird.

Die Mehrkosten für die Passivhaus-Bauweise gegenüber dem Normalstandard im Neubau belaufen sich auf rund 400 Mark pro Quadratmeter. Durch die Ein-sparungen bei den Energiekosten armortisieren sich diese Mehraufwendungen jedoch schnell.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen