Interview: Faustrecht siegt
■ Andreas Schott, CDU-Vize-Fraktionschef im Bezirk Nord, will Sprayer denunzieren
taz: Sie haben in der Bezirksversammlung beantragt, 1000 Mark Belohnung für Hinweise auf Grafitti-Sprayer auszusetzen. Denken Sie an Steckbriefe?
Andreas Schott: Es geht nicht darum, wie früher bei RAF-Terroristen die Gesichter von Tätern zu veröffentlichen. Bei Vandalismus sind die nur schwer zu ermitteln. Durch finanzielle Anreize soll die Aufklärungsquote erhöht werden.
Nur bei Grafitti?
Allgemein bei Vandalismus im öffentlichen Raum: Auch bei der Beschädigung von Parkbänken oder Telefonzellen und anderen Dingen, die viele Menschen gerne benutzen würden.
Radwege zum Beispiel, die von Autos zugeparkt werden. Könnte man auch Hinweise auf Falschparker belohnen?
Man sollte so ein Mittel nur da einsetzen, wo es ein Bedürfnis gibt. Für Geschwindigkeitskontrollen und Falschparker haben wir ein Heer von öffentlich Bediensteten, die täglich auf den Straßen sind.
Das reicht nicht aus.
Das Problem könnte man nur lösen, indem man die Zahl der Bediensteten erhöht.
Warum soll man nicht wie bei Sprayern die Bevölkerung um Mithilfe bitten?
Man kann das nicht vergleichen. Da geht es nicht um Straftaten, sondern um Ordnungswidrigkeiten.
Bei Rasern wird nicht nur das Eigentum, sondern das Leben von anderen gefährdet.
Das wird ja auch verfolgt und bestraft. Und die Aufklärungsquote ist vergleichsweise hoch.
Was ist mit Steuerhinterziehung?
Wir beabsichtigen nicht, ein Spitzelsystem ins Leben zu rufen. Unser Antrag bezieht sich auf Vandalismus. Das ist ein Einfallstor für Kriminalität. Die breitet sich in einem verdreckten Umfeld schneller aus. In Stadtteilen, die sozial auf der Kippe stehen, setzt sich leider oft das Faustrecht durch.
Was hat ein Bild an der Wand mit Faustrecht zu tun?
Das ist eine Folge, die sich daraus ergeben kann.
Interview: Elke Spanner
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