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Lemke: Drei Schulklassen sollen provisorisch ins Kulturhaus

■ „Chaos“ – „ideologischer Grabenkampf“ – „Unverschämtheit“ – und kein Konzept für Obervieland

„Ohne Widerspruch aus den Reihen der Deputierten“, so teilt der Bildungssenator Willi Lemke mit, habe er in der Bildungsdeputation gestern verkündet, dass drei fünfte Klassen in Obervieland im kommenden Schuljahr im Kulturhaus Katt in der Theordor Billroth-Straße unterrichtet werden sollen. Damit sei keine Vorentscheidung getroffen, erklärte Lemke. Die CDU hatte die Beschlussvorlage seiner Behörde, nach der in dem früheren Schulgebäude eine Stadtteil-Gesamtschule „in Gründung“ eingerichtet werden sollte, abgelehnt (vgl. taz vom 15.2.)

„Chaos bei der Schulplanung in Bremen“, kommentieren die Grünen die Lage. Sie wollen die große Koalition in der Bürgerschaftsitzung kommende Woche vorführen.

Die SPD-Bildungspolitikerin Ulrike Hövelmann macht die CDU dafür verantwortlich, wenn „Schulkinder auf der Straße stehen“. Wenn die CDU blockiere, seien das „rein ideologisch motivierte Grabenkämpfe“.

Gegen die Forderung der CDU, in der Neustädter Delmestraße ein durchgängiges Gymnasium als Angebot für die Schüler „links der Weser“ einzurichten, ist der Sprecher der Jusos und neue Bürgerschaftsabgeordnete Thomas Ehmke: „Weitere durchgängige Gymnasien darf es nicht geben.“ Die CDU kümmere sich „einen Dreck um die Nicht-Gymnasiasten“.

„Ich weiß nicht, warum der liebe Thomas Gymnasien so hasst“, kontert CDU-Bildungspolitiker Claas Rohmeyer. „Ihm muss es auf dem Alten Gymnasium nicht gefallen haben.“ Für die CDU gehe es genau um diese Forderung nach einem Gymnasium: „Die Leute vor Ort wollen das“, sagt Rohmeyer.

Auch der Zentral-Elternbeirat (ZEB) ist nicht überzeugt von dem Konzept der Bildungsbehörde. Eltern, die ihre Kinder jetzt an der Theodor Billroth-Straße anmelden, müssten doch wissen, was für eine Schule das werden soll. Der ZEB regt an, dort eine „integrierte H-R-Schule“ einzurichten, um die gymnasialen Abteilungen in der Neustadt nicht weiter zu schwächen.

Eine „Unverschämtheit“ nennt der CDU-Bildungspolitiker Klaus Bürger die Erklärungen der SPD zu der entstandenen Malaise. Die Bildungsbehörde wisse seit dem vergangenen Mai von dem Problem und sei dafür verantwortlich, dass nicht rechtzeitig ein schlüssiges Konzept vorgelegt wurde. Wenn man in Huckelriede ein integriertes Schulzentrum für Haupt- und Realschüler plane, dann könnte man vielleicht auf teure Umbaumaßnahmen in Kattenturm verzichten und müsse die dortigen Kultur-Initiativen nicht verdrängen, sagt auch Claas Rohmeyer. Bremen stünde mit einem derartigen Konzept keineswegs isoliert da: „Integrierte H-R-Schulzentren“, die neben durchgängigen Gymnasien bestehen sollen, diskutiert derzeit auch die niedersächsische SPD-Landesregierung. K.W.

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