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1,4 Milliarden für 1,5 Stunden

■ Planfeststellung für ICE-Hochgeschwindkeitsstrecke nach Berlin beginnt. Viele Umsteiger in Schleswig-Holstein

Die Bahn kommt doch noch. Während Wirtschaftskreise und CDU in Hamburg beginnen, ihren verblassten Traum vom Magnetgleiter Transrapid wieder aufzuwärmen, nimmt die ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen der Hansestadt und Berlin Konturen an. 1,4 Milliarden Mark wird der Ausbau der bestehenden Linie kosten, hat die „DB Projekt Verkehrsbau“ gestern in Schwarzenbek mitgeteilt. Spätestens 2005 soll das Vorhaben realisiert sein.

„Wir beginnen jetzt mit den Planfeststellungsverfahren und werden dann klären, wie viele Brücken und Tunnel wir bauen müssen und wie viele Übergänge wir komplett schließen können“, erklärte DB-Projektleiter Olaf Dre-scher. Dabei werde „auf die vorhandene Trasse“ zurückgegriffen. Eine neue Streckenführung wäre nicht nur teurer, sondern auch langwieriger.

Unverändert bleibt das Ziel von 90 Minuten Fahrzeit zwischen Hamburger Hauptbahnhof und Bahnhof Zoo in Berlin. Die Strecke wird daher auf Geschwindigkeiten von 230 Stundenkilometer ausgebaut. Bisher braucht die Bahn fast eine Stunde länger. Die CDU-Bundesregierung hatte die Verbindung zugunsten der Transrapid-Planungen ein Jahrzehnt lang verrotten lassen.

„Dieses Tempo gibt es bei der Bahn auf einer Ausbaustrecke bisher nicht, nur auf neuen Strecken fahren wir schneller“, erklärte Dre-scher. Allein 400 Millionen Mark sind nach Bahn-Schätzungen erforderlich, um die 52 mit Schranken versehenen Bahnübergänge zwischen Hamburg und Berlin zu beseitigen. Die schnelle Zugverbindung erlaubt künftig keine beschrankten Übergänge mehr. Um den Zugverkehr bei der hohen Geschwindigkeit sicher zu machen, werde die Strecke komplett mit einer „automatischen Zugbeeinflussung“ ausgestattet. Sie ermöglicht eine automatische Abbremsung der Züge in Notfällen.

Dass ein attraktiver Schienenverkehr Zukunft hat, zeigen die neuen Zahlen der Verkehrsservicegesellschaft Schleswig-Holstein. Seit 1996 wurden 20 Prozent mehr Fahrgäste gezählt, teilte deren Geschäftsführer Bernhard Wewers äußerst zufrieden mit. Davon seien etwa dreiviertel „richtig neu“ dabei, also auch Umsteiger vom Auto.

Wewers kündigte zugleich verstärkte Anstrengungen um ein landesweit einheitliches Tarifsystem an. Möglichst ab Herbst 2002 soll es stufenweise – zunächst in den Räumen Lübeck und Kiel – eingeführt werden. Dazu zählt auch ein einheitlicher Tarif für Fahrten nach Hamburg inklusive HVV-Benutzung. smv/lno

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