: Für lesende Liebhaber
Im zehnten „Bella Block“-Film darf die Frau mal raus aus Hamburg (Sa., 20.15 Uhr, ZDF)
Erstmals lässt das ZDF die Hamburger Kommissarin Bella Block (Hannelore Hoger), von der Leine: Etwas widerwillig begleitet sie ihren Freund Simon (Rudolf Kowalski) zu einer Tagung über angelsächsische Literatur nach Galway an die irische Westküste.
Nach einer blutigen Familientragödie in Hamburg nämlich ist Bella Block fix und fertig. Den Irland-Trip will die Kommissarin für eine Auszeit nutzen. Doch ein deutscher Priester hängt sich an ihren Rockzipfel und möchte schließlich beichten. Das erregt Eifersucht bei Bellas Lebensgefährten.
Zwischen kinomäßigen Aufnahmen irischer Klöster und bedrückender Armutsviertel reitet Cosma Shiva Hagen als angebliche Nichte des rätselhaften Heiligen auf einem Schimmel am düsteren Meeressaum entlang. Aber damit ist eigentlich schon zu viel verraten. Nur noch ein Prise aus der Klatschküche: Hannelore Hogers 25 Jahre jüngerer Freund Siegfried Gerlich tritt in einer Geburtstagsszene als Pianist auf. Lesende Bella-Liebhaber wird die Anfangssequenz des Films an den Roman „Die Frau vom Meer“ von Doris Gercke erinnern: Dort findet eine Nachbarin in einer fremden Wohnung eine Kinderleiche nach der anderen. Sherry Hormann, in Boston lebende deutsch-amerikanische Drehbuchautorin und Regisseurin von „Schuld und Liebe“, gibt allerdings an, den Roman nicht zu kennen.
„Liebestod“, der zweite Bella-Block-Film von 1995, war der größte Erfolg der Reihe mit dem Grimme-Preis-Image. Film Nummer neun, der das Thema Sterbehilfe behandelte, hatte im letzten Oktober mit 5,2 Millionen eine gute Million Zuschauer weniger als gewohnt. Bereits im September letzten Jahres dementierte Hannelore Hoger Angaben der Frankfurter Satirezeitschrift Titanic.
Sie habe weder Hotelzimmer zerdeppert noch Kellner geohrfeigt oder die Minibar leergetrunken, ohne zu bezahlen. Diese verunglückte Gegendarstellung in der Titanic registrierte die Internet-Zeitschrift Gazette (www.gazette.de) sogleich unter den „Peinlichkeiten der Woche“.
Hannelore Hoger nimmt am 25. März den mit 15.000 Mark dotierten Helmut-Käutner-Preis der Stadt Düsseldorf entgegen. Für den elften Bella-Film setzt das ZDF erneut auf ein weibliches Team: Im April und Mai dreht Regisseurin Dagmar Hirtz (Fernsehfilm „Die Schwiegermutter“) in Hamburg und Umgebung. Das Buch mit dem Arbeitstitel „Bitterer Verdacht“ stammt von der Hamburger Autorin Renate Kampmann.
PHILIPP SCHULZ
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