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Napster gefiltert

Die Musiktauschbörse verhindert mit neuen Screening-System den Zugang zu einer Million Musikdateien

SAN FRANCISCO ap ■ Unter dem Damoklesschwert der drohenden Schließung bereitet die Internet-Tauschbörse Napster die Sperrung von einer Million Musiktiteln vor, die trotz Urheberrechts bisher frei zugänglich waren. Die dafür entwickelte Software sollte bereits am Wochenende eingesetzt werden, teilte das mit Bertelsmann verbundene Unternehmen bei einer gerichtlichen Anhörung in San Francisco mit. Napster-Anwalt David Boies sagte, das neue Screening-System blockiere den Zugang zu einer Million Musikdateien. Allerdings war die Sperre bei Redaktionsschluß noch nicht installiert.

Gesperrt werden sollten zunächst unter anderem alle Titel von Metallica und Dr. Dre. Angaben von Napster zufolge ist die neue Software auch in der Lage, Variationen im Titel und bei Namen der Interpreten zu erkennen und die entsprechenden Dateien zu blockieren. Die Vorsitzende des Verbands der US-Musikindustrie (RIAA), Hilary Rosen, sagte in einer ersten Reaktion, man nehme Napster bei seinem Bemühen um den Schutz der Urheberrechte beim Wort. Die Screening-Technik habe das Potenzial, effektiv zu sein, aber man müsse noch abwarten.

Napster hatte angekündigt, ab 1. Juli nur noch zahlenden Mitgliedern Zugang zu gewähren und von diesen Beiträgen Tantiemen an die Besitzer der Urheberrechte abzuführen. Ein Gericht hatte Napster im vergangenen Sommer angewiesen, den Tausch urheberrechtlich geschützter Musik einzustellen. Ein Berufungsgericht entschied jedoch, das Urteil müsse so verfasst sein, dass Napster weiter bestehen könne, gleichzeitig aber keine geschützten Titel mehr zugänglich mache. Die User reagierten auf die jüngste Entwicklung mit einem Ansturm. Allein über einen der 80 Napster-Server boten am Samstag 11.000 Nutzer 2,2 Millionen Songs auf ihren Festplatten an.

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