vorlauf
: Kommando Pimperle

Zum Frauentag: Männer und ihr bestes Stück“

(ab 20.45, arte)

Hosen runter! Kommando Pimperle! Arte erfüllt heute einen Mädchentraum: einmal durchs Schlüsselloch der Jungsumkleide schauen zu können, um herauszufinden, wer was in der Hose hat.

Aber wo führt das hin? Genitale Action darf in unverschlüsselten Programmen bekanntlich nicht gezeigt werden. Daher zunächst ein Blick durch die kulturhistorische Brille auf das zarte, zeitweilig harte Objekt der Riten und Begierden. „Die Beschneidung“ (20.45 Uhr) muslimischer und jüdischer Jungen ist für Elternpaare, die in unterschiedlichen Traditionen verwurzelt sind, keine Selbstverständlichkeit. Ein Algerier muss dies schmerzlich erfahren, als er sich gemeinsam mit der Mutter seines Sohnes, die eine christlich geprägte Französin ist, dafür entscheidet, dessen Penisvorhaut nicht entfernen zu lassen: Menschen, die er liebt, wenden sich von ihm ab. So viel Identität kann ein kleines Stückchen Haut bedeuten.

Das Fazit des Films überrascht nicht: Durch die Beschneidung wird kein Junge zum Mann, kein Mann zum Juden, zum Muslim oder zum Amerikaner. Der Beschnittene selbst und seine Angehörigen laden den Eingriff in der gewünschten Weise mit symbolischem Gehalt auf.

Wirklich zur Sache geht es erst ab 21.40 Uhr. US-Amerikaner zwischen 17 und 73 zeigen „Private Schwänze“. Nämlich ihren eigenen. Was viele Frauen (und auch Männer) bedauern mögen: Es geht dabei weniger ums Herzeigen – das fragliche Teil ist zudem häufig durch Untertitel verdeckt – als um die „Wahrheit“ über den jeweiligen Penis und seinen Eigentümer. Denn nur danach fragten Tom Powers und Meema Spadola die Mitwirkenden dieser verblüffenden Dokumentation.

Es gibt kaum einen Aspekt des Phallischen, der nicht berührt wird. Ein Farbiger erklärt den „großen schwarzen Schwanz“ zum Ammenmärchen; ein nicht orgasmusfähiger Querschnittsgelähmter bekennt sich zur Onanie, ein Transsexueller begreift die hartnäckige Definition der Menschen über ihre Genitalien nicht. Passende Szenen aus 60er-Jahre-Aufklärungsfilmen verbinden die einzelnen Themenbereiche. PHILIPP SCHULZ