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„Jugend forscht“ bei Astrium

■ Rund 200 SchülerInnen präsentierten ihre Experimente beim Landeswettbewerb / Keine ersten Preise in Physik und Chemie

Mehr als 500 Menschen drängten sich gestern Nachmittag in der Ariane-Halle der Firma Astrium (ehemals Dasa) am Flughafen, als die Preisteräger der beiden Bremer Landeswettbewerbe „Schüler experimentieren“ und „Jugend forscht“ bekannt gegeben wurden. Insgesamt 165 Projekte waren seit Tagen in einem großen Festzelt auf dem Astrium-Gelände aufgebaut worden. Die SchülerInnen hatten zum Teil sehr praktische Fragen behandelt: So haben sie herausgefunden, dass die Qualität von „No-Name“-Jeans kaum schlechter ist als die von Marken-Ware. „Sind Fische lernfähig“ war eine der Fragen, „Erregen uns Computerspiele?“ eine andere. Die 14-jährige Schülerin Vera Jam von der Heinrich Heine-Schule in Bremerhaven hat einen ersten Schüler-Preis „Biologie“ für ihre Tests an 25 SchülerInnen bekommen. Sie hat herausgefunden, dass Musik sehr wohl die Konzentrationsfähigkeit vermindert: Die Fehlerquote verdoppelt sich bei „Test Pop leise“.

Astrium-Geschäftsführer Dr. Werner Inden freute sich über die Faszination der Jugendlichen beim Fragen und Erkunden und stellte „Verwandschaft im Geiste“ mit den Mitarbeitern seiner Weltraum-Firma fest. Er hoffte, einige später einmal bei Astrium wiederzusehen – und beklagte in diesem Zusammenhang, dass beim Fach Biologie der Anteil der Mädchen dem der Jungen gleich ist, in den anderen Naturwissenschaften aber „glänzen die Mädchen durch Abwesenheit“. Der anwesende Bildungssenator Willi Lemke konnte immerhin darauf verweisen, dass beim Thema Informatik spezielle Mädchen-Angebote gemacht werden. Einer der ausgezeichneten Schüler, der „Leistungssteuerung von Laserdioden“ vorführte, ist in der 9. Klasse und hat daher derzeit überhaupt keinen Physik-Unterricht. „Das ist im Lehrplan nicht vorgesehen“, klagte der Physiklehrer der Johann-Gutenberg-Schule in Bremerhaven.

Hinter den meisten der vorgestellten Projekte steht ein engagierter Lehrer. Besonders engagiert ist offenkundig der Physik-Lehrer Götz Illgen vom Gymnasium an der Hermann Böse-Straße. Von dieser Schule sind sogar zwei unter den Preisträgern von „Jugend forscht“. Illgens Schüler Andreas Porthun und Martin Konopka haben sich mit der Herstellung von Schwerelosigkeit bei Parabelflügen beschäftigt und dazu ein Modellflugzug mit einem Micro-Controller ausgerüstet. Mit sieben Sekunden erreichten sie mit ihrem Flugzeug eine längere Phase der Schwerelosigkeit als im Bremer Fallturm (1. Preis Technik).

Der 17-jährige HBG-Schüler Eddy Ilg hat einen „Universellen Microcontroller Kernel“ entwickelt, das ist ein Tausendsassa für Computer. Versteht sein Lehrer, was er da macht? „Das würde ich nicht annehmen“, sagt der Schüler höflich. Er hatte ein Praktikum bei einer Computer-Firma gemacht, und sein Projekt ist von deren Fachleuten betreut worden.

Ein erster Preis in Biologie ging an Anne Klemt (SZ Utbremen). „Meine Mutter hat eine starke Insektenallergie“, sagt sie, ihr Thema: „Glucose-Falle für die Überträger-Mücke Anopheles“.

In den Sparten Physik und Chemie wurden nur zweite und keine „ersten“ Preise vergeben. Beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ in Chemnitz wird im Mai daher für diese Sparten niemand aus Bremen dabei sein. K.W.

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