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Gegen Schulmisere

Schulsenator Klaus Böger (SPD) kündigt die Einführung von Ganztagsschulen und ein Aktionsprogramm an

Als eine Antwort auf die anhaltende Bildungsmisere bei Schülern nichtdeutscher Herkunft setzt die Schulverwaltung auch auf die Einführung von Ganztagsschulen. „Das wird ganz dringlich verfolgt, und ich denke auch, das wir das schaffen“, sagte die pädagogische Referentin von Schulsenator Klaus Böger (SPD), Angelika Hüfner, in der taz.

Hüfner bezieht sich dabei auch auf Projekte in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen. Darüber hinaus kündigte Hüfner ein Aktionsprogramm der Schulverwaltung an, das derzeit in einer ressortübergreifenden Arbeitsgruppe erarbeitet werde. „Wir wissen mittlerweile“, sagte Hüfner, „dass wir Eltern, Kita, Grundschule, Oberschule, die Studierenden und den Lehrerberuf bewegen müssen.“

Hintergrund ist die hohe Zahl der so genannten Bildungsverlierern bei jugendlichen Migranten. Ein Drittel der türkischen Schüler verlässt die Schule ohne Abschluss, nahezu sechzig Prozent gehen nur mit einem Hauptschulabschluss ab. Auf die Folgen dieser Bildunsgmisere haben Anfang der Woche Berlins Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU) und der Leiter des Arbeitsamtes Berlin-Brandenburg Claus Klausnitzer aufmerksam gemacht. Nahezu 40 Prozent der Ausländer in Berlin sind arbeitslos. Damit ist die Quote mehr als doppelt so hoch wie im Berliner Schnitt, der 16,5 Prozent beträgt.

Ursache für diese Schieflage, so Hüfner im Abschlussgespräch der taz-Serie „Migration und Bildung“, sei die Tatsache, dass sich eine „schlimme Konstellation von bildungsfernen Elternhäusern und Kindern, die den Anschluss an die deutsche Sprache und an die Integration nicht schaffen, herausgebildet hat“. Berlin sitze „auf einem explosiven Gemisch“.

Die stellvertretende Vorsitzende der GEW, Sanem Kleff, und der Leiter des Forschungsinstituts Empirica, Ulrich Pfeiffer, sagten, Deutschland habe sich zu lange geweigert anzuerkennen, dass es ein Einwanderungsland sei. Beide forderten ein entschiedenes Umdenken in der Schulpolitik. UWE RADA

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