: ETA will Strände leer sprengen
Die Terrorgruppe ETA fordert Urlauber aus dem Ausland auf, Spanien zu meiden. Mit der Drohung weiterer Bomben an der Küste will sie Spaniens Tourismusbranche treffen
MADRID taz ■ Die Warnung von ETA ist unmissverständlich: „Um unerwünschte Folgen zu vermeiden“, sollten ausländische Touristen nicht mehr Spanien als Urlaubsziel wählen, heißt es in einem Kommuniqué der baskischen Terrororganisation, das gestern in den beiden linksnationalistischen baskischen Tageszeitungen Gara und Euskaldunon Egunkaria veröffentlicht wurde.
In dem Schreiben, in dem sich die ETA zu 15 seit Jahresbeginn verübten Anschlägen mit sechs Toten bekennt, werden „spanische touristisch-ökonomische Interessen“ zum Anschlagsziel erklärt. ETA verweist dabei auf die beiden Bomben, die vor zwei Wochen an der Mittelmeerküste explodierten.
Zwei Pkw waren jeweils mit 50 Kilogramm Sprengstoff beladen und in den Badeorten Roses und Gandia an der Costa Brava abgestellt worden. In Roses explodierte der Sprengsatz nach einer telefonischen Warnung unweit eines Hotels, in dem 23 Jugendliche aus Sachsen und Mitglieder einer Schweizer Reisegruppe untergebracht waren. Ein Polizist kam dabei ums Leben. In Gandia, ein paar Kilometer weiter, entdeckte die Polizei das Fahrzeug mit der Bombe noch rechtzeitig. Es war in einer der belebtesten Zonen der Stadt abgestellt worden.
ETA bedroht einen der wichtigsten Wirtschaftszweige Spaniens. Jährlich besuchen 48 Millionen Urlauber das Land. Das Geschäft mit Sonne und Strand macht neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Ausgerechnet vor der Osterwoche, in der die Ferienorte am Mittelmeer alljährlich ihren ersten großen Ansturm erleben, lassen die Bomben und das Kommuniqué die Furcht vor einer Anschlagserie aufkommen.
Die ETA-Separatisten hatten bereits in der Vergangenheit immer wieder versucht, die Tourismusbranche zu schädigen, zuletzt im Sommer 1996. Mit einer Reihe von Anschlägen an Stränden und in Restaurants bombte sich die Organisation damals auf die Titelseiten der internationalen Presse.
Der schwerste Anschlag galt dem Flughafen von Reus – 50 Kilometer südlich von Barcelona. Nur wenige Minuten nach dem warnenden Telefonanruf der baskischen ETA ging die Bombe hoch. Der Polizei blieb keine Zeit, um die über 1.000 meist britischen Pauschalurlauber aus den Schalterhallen zu evakuieren. Zurück blieb ein Bild der Zerstörung und 35 Verletzte. Die Taktik der ETA ging jedoch nicht auf, denn Stornierungen waren kaum zu verzeichnen.
REINER WANDLER
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