die stimme der kritik: Betr.: Tüftler unter sich
Wo bleibt die Gesundheitsunterhose für Männer?
Eine Telefonanlage für den Sarg, mit der Scheintote noch rechtzeitig ihre eigene Beerdigung absagen können, oder Tanzschuhe, die im Takt von Walzer und Cha-Cha-Cha aufblinken – die Internationale Erfindermesse in Genf war schon immer für Skurrilitäten gut. Obwohl die verblüffende Einfachheit mancher Exponate die Frage aufwirft, warum man nicht selbst schon längst darauf gekommen ist. Da ist zum Beispiel der rumänische Erfinder, der den äußeren Aluminiumrahmen eines Rucksacks durch ein paar Scharniere und Verlängerungsrohre so verändert hat, dass er sich wahlweise zu einem Sitz mit Rückenlehne oder zu einer bequemen Liege aufklappen lässt. Sehr gut liegt man auch auf der von einem Schweizer Tüftler entwickelten Wanderhängematte mit wasserundurchlässiger Regenüberdachung sowie einem Untergestell zur Ablage von Schuhen. Diese trockene Unterkunft für unterwegs kann man auf der derzeitigen Ausstellung nicht nur bestaunen, sondern für rund 450 Mark auch gleich käuflich erwerben.
Ob der Baumeister und Stukkateur Günter Diehl aus Niederschelderhütte im Westerwald überhaupt Abnehmer für die von ihm entwickelte Weltneuheit findet, ist dagegen fraglich. Er präsentiert ein Gerät, mit dem sich Gerüstrahmen und Metallprofile kraft- und materialschonend von Mörtel, Beton und anderem Schmutz befreien lassen. Der „Top-Profi(l)-Cleaner“ ersetze die mühsame, zeit- und kraftraubende Reinigung mit Hammer, Kelle, Spachtel und Drahtbürste.
Nicht bloß aus dem Westerwald, sondern gar von den Philippinen ist der Schweizer Agraringenieur Hanspeter Steffen angereist. Er stellt eine neue Maschine und ein neues Verfahren zur Kühlung und sterilisierten Vakuumverpackung von Obst, Gemüse und Blumen vor. Mit diesem Verfahren können die Transport- und Lagerzeiten um ein Vielfaches verlängert werden – bei Erdbeeren zum Beispiel auf 21 Tage, bei Trauben auf sechs Monate.
Apropos Kühlung: Leider kein Massenprodukt wurde die Gesundheitsunterhose für Männer, die ein uralter Koreaner 1991 vorgestellt hatte. Durch eine Spezialvorrichtung in der (aus Baumwolle bestehenden!) Hose wird das männliche Geschlechtsteil auf Abstand zum Körper gehalten. Dadurch soll es immer drei Grad Celsius kühler bleiben als der Restkörper. Der behauptete Effekt: größere Vitalität und sexuelle Spannkraft sowie die Aussicht, weit über hundert Jahre alt zu werden. ANDREAS ZUMACH
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