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Zum Ende der „Wahren Lokale“

BERLIN taz ■ 70 Wochen, 70 Folgen, 70 Autoren – das war die Serie „Wahre Lokale“. In 70 Texten um die Welt des Gasthauses, wo freundliche, aber auch unwirsche Wirte ihre Leben und Lebern den Berichterstattern offenlegten; wo trinkfeste Stammgäste erstmals vom Infantilentisch aufstanden, um Zeugnis abzulegen über ihre Schandtaten. Zuvor jedoch bekam jeder Autor eine Devise mit auf den Weg: Entweder du erschreibst dir lebenslanges Freibier oder lebenslanges Hausverbot. Das Freibier floss schnell in Strömen, und nur wenigen Autoren wurde der Zutritt für alle Zeiten untersagt. Die Reise begann bei einem Inder im Allgäu, wo „der Turban bitter blühte“, ging weiter durch fast ganz Deutschland, von Freiburg bis Leipzig, von Baden-Baden bis Berlin. Dann lag Europa, ja die Welt vor den Lokalexperten. Besucht wurden Wirtshäuser in Brüssel und Basel, in Buenos Aires und Manila, in Nairobi und Dublin. Orte der Herzenswärme und der kalten Getränke.Alle Lokale bekamen stets das, was sie verdient hatten, ob Kaschemme oder Spitzenrestaurant. Deshalb vereinigte die Serie ganz unterschiedliche Genres: Reisereportagen, literarische Erzählungen oder satirisch verdichtete Erlebnisberichte. Damit ist jetzt endgültig Schluss. Zumindest auf der Wahrheit-Seite. Das Ende der Serie wird jedoch nicht das Ende der „Wahren Lokale“ bedeuten: Es gibt ernsthafte Anfragen und Bemühungen, die Serie in ein schönes Büchlein zu transportieren. Zudem wird die Wahrheit die „Wahren Lokale“ nie mehr aus den Augen verlieren. Allein deshalb, weil sich momentan ein schrecklicher Sündenfall anzubahnen scheint. Das wahre Lokal „Felsenkeller“ in Berlin-Schöneberg (Folge 32) soll nach den Plänen eines Großinvestors einem Ökokaufhaus weichen. Die langjährigen Gäste würden aus dem „Vorgarten Eden“ vertrieben werden. Sollte dieser schändliche Plan in die Tat umgesetzt werden, dürfen die Verantwortlichen mit der ganzen Wucht der Wahrheit und einer wahren Aktion „Rettet den Felsenkeller!“ rechnen. MIR

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