piwik no script img

FIS-Führer krank

Der Chef der algerischen Islamischen Heilsfront verweigert aus Solidarität ärztliche Behandlung

MADRID taz ■ Abassi Madani, Nummer eins der algerischen Islamischen Heilsfront (FIS), weigert sich, eine schweren Bronchitis im Krankenhaus behandlen zu lassen. Der 70-Jährige protestiert damit gegen die Haftbedingungen seines Stellvertreters an der Spitze der seit 1992 verbotenen Organisation, Ali Benhadj.

Der 46-jährige Prediger sitzt seit 1991 im Militärgefängnis von Blida. Trotz schwerer Herzprobleme, einer fortgeschrittenen Anämie und starkem Gelenkrheuma weigern sich die Behörden, den wegen seiner politischen Tätigkeit zu zwölf Jahren Verurteilten zu begnadigen.

„Er sitzt in einer völlig ungesunden Zelle“, beschwert sich sein Bruder Abdelhamid Benhadj. Die Familienangehörigen werden nur selten zu Besuchen vorgelassen. In einem Brief an den algerischen Präsidenten Abdelasis Bouteflika fordert Abdelhamid Benhadj die Freilassung des Kranken, da er Gefahr laufe zu sterben.

Abassi Madani, der jede ärztliche Betreuung verweigert, wurde 1991 ebenfalls zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Im Juli 1997 wurde er allerdings überraschend freigelassen. Nach einem Brief an UN-Generalsekretär Kofi Annan, in dem er sich für eine Verhandlungslösung zur Beendigung der Gewalt einsetze, wurde Madani von den Behörden in Algier unter Hausarrest gestellt.

Auch Ali Benhadj erklärte sich in Briefen an Bouteflika immer wieder bereit, sich für ein Ende des bewaffneten Konflikts einzusetzen. Allerdings weigert er sich, aus der Haft heraus die radikalen Gruppen aufzurufen, die Waffen niederzulegen. Das aber ist die Bedingung der Behörden, um den schwer kranken FIS-Führer auf freien Fuß zu setzen.

REINER WANDLER

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen