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Ein guter Zuhörer für den Nahen Osten

Der bisherige US-Botschafter in Jordanien, William J. Burns, ist der neue amerikanische Vermittler im Nahostkonflikt

William Joseph Burns ist ein eher unauffälliger, bescheidener Typ. Keiner, der gern im Rampenlicht steht. Doch genau dahin wird ihn sein neuer Job bringen – als neuer US-Vermittler im Nahen Osten ist ihm die Aufmerksamkeit der Medien gewiss.

Es ist nicht so, dass der Mann mit der sanften Stimme nicht viel erreicht hätte in seinem Leben: Burns arbeitet seit fast 20 Jahren im außenpolitischen Dienst der USA. Als kleiner Beamter begann er seine Laufbahn in der US-Botschaft in Amman, Jordanien. Leitende Funktionen in verschiedenen Asien-Abteilungen im Washingtoner Außenministerium und in der US-Botschaft in Moskau folgten. 1998 ging er wieder dahin zurück, wo er 1982 angefangen hatte – nach Jordanien. Doch diesmal als Botschafter.

Der 44-Jährige wurde für seine hervorragenden Leistungen im Auswärtigen Dienst schon mehrfach vom Präsidenten ausgezeichnet. Doch Schlagzeilen machte er deshalb nie. Er ist eben ein Arbeiter, ein zuverlässiger und unspektakulärer.

Natürlich spricht Burns Fremdsprachen: Russisch, Französisch und – eine Seltenheit unter amerikanischen Diplomaten – auch Arabisch. Und natürlich hatte er als Student das Marschall-Stipendium, das ihm ermöglichte, in Oxford erst den Master und dann den Doktor im Fach Internationale Beziehungen zu machen. Und natürlich hat der mit einer Diplomatin verheiratete Mann ein Fachbuch über die amerikanischen Beziehungen zu Ägypten geschrieben. Der perfekte Kandidat eben.

Nicht nur seine Laufbahn, sondern auch seine Person ist aus Sicht Washingtons für den Job bestens geeignet. Burns Motto ist Bescheidenheit, nicht im Mittelpunkt stehen, sondern gut zuhören, was die anderen zu sagen haben. Dafür wird der Vater zweier Töchter geschätzt. Und diese Stärke will er besonders im Dialog mit den Konfliktparteien einsetzen, um das Blutvergießen zu beenden und wieder Bewegung in die Friedensbemühungen zu bringen.

Für ihn spricht auch, dass er einen guten Draht zu Außenminister Colin Powell hat. Bereits unter Bush senior lernten sie sich kennen, als Burns für den Nationalen Sicherheitsrat arbeitete, den Powell leitete.

Verwunderlich ist vielmehr, dass jetzt überhaupt ein Nahost-Sonderbeauftragter ernannt wurde, nachdem Präsident George W. Bush davon eigentlich nichts wissen wollte. Burns sagte schon vor seiner Ernennung zur Rolle der USA im israelisch-palästinensischen Konflikt: „Mit all den Gefahren und Rückschlägen ist ein aktives amerikanisches Engagement eine Notwendigkeit und keine Option. Alle unsere Interessen hängen davon ab.“ Damit vertritt er genau das, was Präsident Bush bis dahin nicht zugeben wollte: Die USA können sich nicht raushalten, wenn die Lage im Nahen Osten immer gewalttätiger wird.

Die jetzige Kehrtwende macht der US-Präsident mit dem richtigen Mann, meint auch die jordanische Regierung. Burns war bei allen Verhandlungen unter US-Vermittlung anwesend, an denen Jordanien beteiligt war, und er hat eine gute Beziehung zu Jordaniens König Abdullah. Der bedauert nun allerdings, dass Burns aus seinem Land abberufen wird. Doch für die Region sei der Mann ein Gewinn, soll ein Vertrauter des Königs gesagt haben. Vielleicht ist er wirklich der perfekte Kandidat als Vermittler im Nahen Osten. ULRIKE KLODE

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