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Späte Anklage

Der Prozess gegen Anton Malloth (89) ist auch die Geschichte eines europäischen Justizskandals. Kurz vor Kriegsende taucht der gebürtige Innsbrucker in Österreich unter. Kurzzeitig gerät er in Haft, kommt aber trotz eines tschechischen Auslieferungsantrags frei.

Er flieht nach Meran, wo er aufgewachsen ist, und lebt dort mehr oder minder unbehelligt, bis ihn Italien 1988 nach München abschiebt. Sein Aufenthalt dort ist auch der Dortmunder Staatsanwaltschaft bekannt, die ab 1970 in 105 Mordfällen gegen ihn ermittelt. Zeugen werden vernommen, auch Albert M., einer der Hauptbelastungszeugen im Münchner Verfahren. Doch aufgrund von Aussagen des Gestapo-Aufsehers Theodor Hohaus gilt er als unglaubwürdig. Die Ermittlungen werden mehrmals eingestellt.

Als sich im Herbst 1999 ein neuer Zeuge meldet, nimmt die Staatsanwaltschaft I in München die Ermittlungen auf. Im Mai 2000 wird Malloth festgenommen. Von den 105 Morden kommen jedoch nur noch drei zur Anklage. In allen anderen Fällen sind die Zeugen mittlerweile entweder verstorben oder so krank, dass sie nicht mehr vor Gericht aussagen können.

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