: Das Kraftwerk beim Verbraucher
Ob beim Straßenfest, auf Forschungsmission oder im Hilfseinsatz: „Solar Island“ hat immer Energie. Die mobile Solarstromanlage ist inzwischen serienreif. Der Energieerzeuger ist für den Verbraucher per Container transportabel
Transporteinheit abstellen, Gerätschaften auspacken und dann entweder Stromkabel in die nächste Steckdose oder aber Generator anwerfen – so sieht der Ablauf aus, wenn irgendwo ein fahrbarer Kiosk, ein mobiler Verkaufs- und Informationsstand oder irgendetwas anderes aufgebaut wird, was schnell und kompakt von A nach B kommen muss und für den Betrieb Elektrizität braucht.
So ähnlich wird es auch beim „Solar Island System“ sein, nur dass eben der letzte Schritt entfällt: keine Steckdose, kein Generator. Die Idee der Berliner Firma Solar Lifestyle ist im Prinzip weder neu noch besonders aufregend. Eine Solaranlage, so der einfache Grundgedanke, ist nicht nur umweltfreundlich, sie kann auch mobil sein und folglich überall dort Strom erzeugen, wo gerade die Sonne scheint.
Solche Konzepte gibt es bereits, aber sie sind in der Regel „nicht zu Ende gedacht“, findet Sepp Fiedler, seines Zeichens „Solarberater“ und seit Jahren mit einschlägigen Projekten befasst. Bei „Solar Island“, erklärt Fiedler den Unterschied, soll nicht „irgendeine Anlage irgendwelchen Strom produzieren“, sondern Energieerzeuger und Verbraucher sind aufeinander abgestimmt und außerdem zusammen in einem Container untergebracht. „Sunny Island“ nennt sich die Variante für den Gastronomiebereich. Sie ist mit einer solaren Strom- und Warmwasseranlage ausgestattet, Tageslicht fällt durch blauschimmernde kristalline Solarzellen ins Innere, Platz für die gesamte Ausstattung samt Klapptischen und Stühlen ist vorhanden. In dunklen Stunden liefern Batterien den Strom, auch Gas trägt zur Versorgung bei. Alle Geräte, so Fiedler, passen zueinander, „damit das Ding möglichst lange autark funktioniert“.
Mit an Bord können außerdem „Sunny Cycles“ sein, Fahrräder mit einem Kühlkasten, die als fahrende Eis- oder Cocktailbar in die Umgebung ausschwärmen – und auf Wunsch mit einem eigenen, ausklappbaren Solardach daherkommen. Die kleinen Flitzer waren bei der Expo 2000 bereits im Einsatz, die Hannoveraner Stadtwerke ließen sie als „Icy Rider“ für Ökostrom Reklame machen.
Andere denkbare Varianten des Solar-Containers wären „Care Island“, die netzunabhängige Versorgung für Hilfseinsätze in Katastrophengebieten, „Search Island“ für Wissenschaft und Forschung, etwa zur Versorgung von Messgeräten ohne Beeinträchtigung durch Abgase, Lärm und Vibrationen oder „Media Island“ für Internet-Terminals, Video- und Audiogeräte.
Das Konzept überzeugt: Die „Projektagentur Zukunftsfähiges Berlin“, ein mit Lottomitteln finanziertes, vom Institut für Zukunftstechnologien (IZT) getragenes und von einem „Lenkungsbeirat“ mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und den lokalen Agenda-21-Initiativen gesteuertes Gremium, wählte es Anfang Mai gemeinsam mit sieben anderen Vorhaben für eine Förderung aus. Immerhin 25.000 Mark für Personalmittel fallen dabei ab – für Fiedler und seine Mitstreiter eine Menge, denn auf finanzkräftige Partner können sie nicht zurückgreifen.
Dafür aber auf reichlich Erfahrung. Im Berliner Technikmuseum ist die Solar-Island-Technologie als „Solarcafé“ bereits seit 1999 im Einsatz und wird unter praxisnahen Bedingungen weiter verbessert. Bei Solar Lifestyle hält man die Idee inzwischen für serienreif. Sepp Fiedler geht davon aus, dass „bis 2003 ein Produkt daraus geworden ist – oder sich herausstellt, dass es keinen Markt dafür gibt“. JOCHEN SIEMER
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