: Ich bin begeistert
■ Unwahrscheinliche Komödie im Theater am Deich – „Das sind bloß Geistertränen. Die bedeuten nichts – tun aber sehr weh!“
Mit diesem Ausspruch haben wir schon die Essenz des Stückes und den Beweis, dass menschliche - zwischenmenschliche - Probleme durchaus glaubwürdig in einer surrealen Welt zwischen spiejöksch und real darstellbar sind. Wäre dieser Aspekt nicht, würde es sich bei ICH BIN BEGEISTERT von Noel Coward um ein reines Lustspiel handeln. Doch so ist es etwas mehr. Das kleine, aber traditionsreiche (seit 1946) „Theater am (Lehester) Deich“ zeigt das mit dieser brillanten Inszenierung unter der Regie von Renate Scheunemann auf überzeugende Weise. Es ist unseres Wissens das erste mal, dass dort eine Frau regiert.
BeGEISTert ist der erfolgreiche und eingebildete Schriftsteller Mr. Condomine - von Jonny Reimers herrlich und (fast eine Nummer zu) glaubwürdig dargestellt. Dem erscheint anlässlich einer Seance der skurrilen Madame Arcati (Mary Janz, der man die Rolle auch fast glauben möchte) seine verstorbene erste Frau Elvira (Hilke Müller) als Geist, die sich so lautlos und wirbelwindartig durch die Szene bewegt, als wenn sie tatsächlich schwebt. Besonderes Lob ist an dieser Stelle auch Kostüm und Maske zu zollen!
Das etwas naiv tuende Hausmädchen Edith, das es aber wohl doch faustdick hinter den Ohren hat, gibt Heike Vollbrecht, offenbar schnell Publikums Liebling. Mrs. Condomine, die zweite Frau, die vom Charakter her durchaus zu ihrem Gatten passt, spielt Ursula Binsau. Sie wird später - ach nein! Alles wollen wir von der Handlung doch nicht verraten, den diese hat auch etwas von einem Krimi.
Mit von der Partie (Seance) sind noch der befreundete Hausarzt Dr. Bradman (Günter Gräbner als Gast) und dessen Gemahlin (Dörte Grossmann) mit ihrem an sich gesunden Skeptizismus, der sich in diesem Stück jedoch nicht bestätigt. Aber das erfahren sie nicht. Geister lassen sich nur Charles Condomine hören und sehen. Und auch nur dann, wenn es ihnen passt. Bani Barfoot
Kartenbestellung: 17 19 44 (Stolzenberg) Mo-Fr 16.00 - 18.00 Letzte Aufführungen Mi 13., Fr 15. und Sa 16. Juni.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen