: Schwules Training
Die neue Unternehmensberatung antinous setzt auf die Erfahrung von Schwulen im Management von Konflikten
FRANKFURT/M. taz ■ Cool, selbst- und karrierebewusst, geschäftstüchtig und dennoch sehr sensibel. Und vor allem schwul: Die Neugründung antinous präsentierte sich bei ihrem großen Auftritt Ende letzter Woche als besonders prädestinierte Unternehmensberatung. Sie sei, so Pressesprecher Burkhard Hoffmeister, nicht nur auf den zahlungskräftigen Markt des „pink money“ aus, sondern wolle ganz bewusst Großkunden werben.
Schwule, erläuterte er, seien bei der Schulung von Führungskräften, bei Krisenmanagment und Kundenorientierung geübt, weil sie reichlich Erfahrung mit Konfliktsituationen sammeln konnten. Diese Fähigkeiten wollten sie nun positiv gewendet an die Gesellschaft zurückgeben. Motto: „Vom Makel zur Marke.“
Die fünf Gründer fanden über den „Völklinger Kreis“, einen Zusammenschluss von rund 700 schwulen Unternehmern, zusammen. „Feingefühl“ und „Herzblut“ wolle man in die Arbeit einbringen, so Gründungsmitglied Armin Lohrmann.
Den theoretischen Überbau der Firmentaufe referierte der Wirtschaftswissenschaftler Rüdiger Wilkening. Er plädierte für einen „Quantensprung in der Evolution der Industriegesellschaft“ vom mechanistischen zum prozessorientierten „ganzheitlichen Denken“, das sich an den Menschen orientiere.
Den Namen hatte der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck beigesteuert. Antinous, der Geliebte des römischen Kaisers Hadrian, hatte sich der Überlieferung nach im Nil ertränkt, um dem Herrscher seine Lebensjahre zu schenken.
Schwule, so Beck, seien auf dem Weg „vom dunklen Rand in die Mitte der Gesellschaft“. „Schwule erobern sich den Alltag neu, indem sie sich Bereiche zurückerobern.“ Sie hätten „immer ein bisschen schlauer, ein bisschen durchsetzungsfähiger“ sein müssen als Heterosexuelle.
Burkhard Hoffmeister sah den Unterschied zwischen dem Kampf der Frauenbewegung und dem der Schwulen und Lesben um öffentliche Akzeptanz darin, dass Schwule nicht auf den ersten Blick sichtbar gewesen seien. Sie hätten ihr Selbstbewusstsein auch dadurch gewonnen, „dass sie sich nicht mehr verstecken“. Deshalb wolle antinous sich auch nicht „im Nischenmarkt bewegen, sondern mit dem ganzen Markt in den Wettbewerb treten“. HEIDE PLATEN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen