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Bremen telefoniert mit Nordcom

■ Oldenburger EWE will mehr als die Bremer Stadtwerke swb in die Gewinnung neuer Telefonkunden investieren

Mit einem überraschenden Erfolg meldet sich die Bremer Telefongesellschaft Nordcom, deren Anteile gerade zu 75,2 Prozent von der Oldenburger Stromgesellschaft EWE übernommen worden sind, im Bremer Geschäft zurück: Vom 1. August an werden alle Gespräche der Stadtverwaltungen Bremen und Bremerhaven über die Nordcom abgewickelt.

Bisher hatte Bremen einen Vertrag mit der 100-prozentigen EWE-Tochter EWE-Tel. Bei einer neuen Ausschreibung im vergangenen Herbst hatte die Nordcom das bessere Angebot hinterlegt und damit nun der Schwester den lukrativen Auftrag vor der Nase weggeschnappt. Es geht immerhin 1,8 Millionen Gesprächsminuten – kein Pappenstiel bei einem Gesamtvolumen der Nordcom-Telefonie von insgesamt 50 Millionen Gesprächsminuten.

Der Coup demonstriert: Die Nordcom wird nicht kurz gehalten oder sogar geschluckt, sondern soll ihre Aktivitäten verstärken. In den nächsten Jahren will die Telefongesellschaft vor allem neue Kunden gewinnen. Die neue Muttergesellschaft EWE stellt dafür die erforderlichen Werbe- und Investitionskosten zur Verfügung. Die Frage, wann die Telefongesellschaft in die schwarzen Zahlen kommt, stelle sich nicht mehr so dringlich wie unter dem alten Mehrheitsgesellschafter, der swb-AG. Die Oldenburger Stromgesellschaft EWE sei mit ihren beiden Telefon-Töchtern der viertgrößte private Anbieter von Festnetz-Anschlüssen, erläuterte Fröhlich. Im Unterschied zu den Bremer Stadtwerken verstehe die EWE die Kommunikation als ihr „Kerngeschäft“ und wolle auf mehrere Jahre hin weiter kräftig investieren. Der swb sei der Kauf von Anteilen der Stadtwerke Bielefeld offensichtlich wichtiger gewesen.

Die beste Werbung im Privatkundenbereich, meinte Fröhlich zufrieden, seien die Rechnungen der Nordcom: Normale Haushalte könnten bis zu 40 Prozent gegenüber dem normalen Telekom-Tarif sparen. Für den privaten Telefonanbieter, der der alten Telekom 200 Mark pro Wechsel-Kunden bezahlen muss, „rechnet“ sich jeder neue Kunde aber erst nach einigen Jahren. Die Nordcom spekuliert auch auf zusätzliche Dienstleistungen, die in Zukunft über das Telefonkabel abgewickelt werden könnten, zum Beispiel „Video on demand“. In Großstädten wie Bremen, so Fröhlich, würde das Kupferkabel über kurz oder lang mit Sicherheit von der Glasfaser abgelöst.

Keine Angst hat die Nordcom vor der Konkurrenz von „Powerline“ & Co: In Essen wird die RWE zum 1. Juli unter dieser Marke den Internet-Anschluss aus der Steckdose anbieten. Wenn diese Technik kommen würde, wäre das teure Kabelnetz, das der Nordcom gehört, weitgehend wertlos. Davon gehen die Nordcom-Experten aber nicht aus, sie schätzen die technischen Probleme der Powerline-Lösung als sehr groß ein. Weitgehend wertlos ist allerdings der Vertrag, durch den sich die EWE-Tel vor Jahren die Rechte an dem Brekom-Netz in Bremen langfristig gesichert hatte. Denn aggressive Privatkunden-Werbung betreibt die EWE-Tel in Bremen nun nicht mehr.

Im Geschäftskunden-Bereich allerdings wollen sich die beiden Telefon-Töchter der EWE untereinander weiterhin Konkurrenz machen. Der Nordcom-Chef ist überzeugt davon, dass es für die Mutter Sinn macht, zwei Tochterfirmen nebeneinander bestehen zu lassen: Neben der Marke VW gebe es eben auch Audi. In einem umkämpften Markt könne man eben mit zwei Marken insgesamt mehr Kunden ansprechen.

K.W.

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