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ausstellungTitanic

Die Nacht vom 14. auf den 15. April 1912. Die „Titanic“ geht unter. Der Luxusliner der englischen White-Star-Line kollidiert mit einem Eisberg vor Neufundland und sinkt mit 1.517 Menschen an Bord. Die Schiffskatastrophe wird zum Mythos und dient bis heute als Stoff für Ausstellungen, Bücher und Filme.

1976 sah Andreas Pfeffer im Fernsehen einen „Titanic“-Streifen mit Barbara Stanwyk. Wie geht das denn, grübelte der damals Dreizehnjährige, „dass ein Eisberg ein Schiff aus Eisen kaputtmacht?“ Die fantasievolle Baukastenfrage eines Pubertierenden mündete in die Lebensaufgabe eines gestandenen Mannes. 25 Jahre Freizeitbeschäftigung mit dem Ozeanriesen haben ihm viel Material beschert. „Irgendwann musste ich meine Bude aufräumen. Da habe ich eine Ausstellung gemacht“, kokettiert Pfeffer.

Seit März 1999 präsentiert der Sammler mit einer Hand voll Aktivisten vom „1. Titanic-Club Deutschland 1998“ seine maritime Schau in Castrop-Rauxel. „Die zeitlich längste Titanic-Ausstellung Deutschlands“, wie der Macher stolz und ständig betont. Im Gegensatz zu den wandernden Großschauen in Hamburg (überwiegend Bergungsartefakte aus dem Wrack) und in Düsseldorf (vorrangig Filmutensilien aus Camerons Herz-Schmerz-Melodram mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet) will man in Castrop-Rauxel – ein paar Nummern kleiner und mit viel ehrenamtlichem Einsatz – den historischen Kontext des Untergangsdramas wie auch den „deutschen Geschichtsanteil“ verdeutlichen.

Telefunken, erfahren wir im Raum „Titanic und die deutsche Geschichte“, erhielt zunächst den Auftrag, die Funkanlage zu entwickeln, wurde dann aber von der italienischen Konkurrenzfirma Marconi ausgebootet. Villeroy & Boch lieferte Fliesen für die Bäder, eine Wiesbadener Firma richtete den Gymnastikraum ein und die Bordweine stammten von der Mosel. In einer Vitrine stehen zwei Buchexemplare des Klassikers „Titanic – Tragödie eines Ozeanriesen“ von Joseph Pelz von Felinau: die ursprüngliche und die „überarbeitete“ Fassung. Im Dritten Reich, erklärt Pfeffer, wurde der Autor „aus pressepropagandistischen Gründen von den Nazis gezwungen, seinen Roman als Hatz gegen die Engländer umzuschreiben“. Der Tenor der Überarbeitung: Mit einem deutschen Offizier anstatt des englischen Kapitäns Edward John Smith wäre die Titanic nicht untergegangen! Für zwei Mark Untergangsgebühr können die Besucher ein Modell, Maßstab 1:100, im Trockentauchgang versenken.

In acht Themenräume – von „Titanic und die maritime Seefahrt“ bis zu „Titanic und der James-Cameron-Film“ – ist die kleine Ausstellung strukturiert. Von der „Titanic“-Tauchtour 1994 stammt das Stückchen Kohle, das in ein Plastiksäckchen verpackt und mit einem Echtheitszertifikat versehen ist. „Hat eine Menge Kohle gekostet“, sagt Obertitanicer Pfeffer. Ansonsten zeigt die Ausstellung ein Sammelsurium von Zeitdokumenten, Originalrepliken und Objekte der heutigen „Titanic“-Nachbeben. GÜNTER ERMLICH

Titanic Ausstellung, Pavillon im Hof der Fridtjof-Nansen-Realschule, Lange Straße 18, 44579 Castrop-Rauxel, Tel. (0 23 05) 92 01 10. Geöffnet: Di.–Fr. 12–18 Uhr, Sa., So. und feiertags 11–18 Uhr. Eintritt: Erwachsene 12 DM, Kinder bis 14 Jahre 8 DM, unter 6 Jahren frei. Am 30. Juni (18 Uhr) gibt es eine Original Tea-Time der 1. Klasse.

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