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„Mehr Mitte, weniger links“

Grüne Konkurrenz I: PDS-Chefin Gabi Zimmer ist vom grünen Programm wenig beeindruckt – das Gelb der grünen Sonnenblume werde immer mehr ein FDP-Gelb

taz: Frau Zimmer, die Grünen verstehen sich als Partei der linken Mitte. Heißt das, für die PDS wird es jetzt eng?

Gabi Zimmer: Ganz im Gegenteil, da bleibt viel Platz. Die Grünen entfernen sich immer mehr von ihren linken Wurzeln. Sie bewegen sich Richtung Mitte.

Das sehen die Grünen aber anders.

Nehmen Sie nur die Außenpolitik. Die PDS versteht sich als konsequente Antikriegspartei. Wir lehnen Auslandseinsätze der Bundeswehr ab. Die Grünen schließen solche Militäreinsätze nicht aus. Sie reduzieren diese zentrale Frage auf ein demokratietheoretisches Problem. Für sie ist nur noch wichtig, ob solche Einsätze mit einfacher oder Zweidrittelmehrheit vom Bundestag beschlossen werden sollen.

Fritz Kuhn hat die PDS als traditionslinke Partei bezeichnet. Sie würden nur auf den Staat setzen, die Bündnisgrünen hingegen auch auf das Individuum.

Da hat Kuhn unseren Programmentwurf nicht gelesen. Individuelle Freiheit ist darin einer unserer zentralen Begriffe. Die gleichberechtigte Teilnahme an der Gestaltung der Gesellschaft betrachten wir als wichtigstes Freiheitsgut. Unser emanzipatorischer Ansatz ist mindestens genauso ausgeprägt wie der bei den Grünen.

Das grüne Programm ist für die nächsten 20 Jahre bestimmt. Wagen Sie mal eine Prognose: Wo stehen die Grünen 2020 und wo die PDS?

Ich bin keine Wahrsagerin. Allerdings: Wenn wir unser Programm umsetzen können, werden wir als sozialistische Partei einen großen Zulauf haben. Davon bin ich überzeugt. Das Gelb der grünen Sonnenblume hingegen wird immer mehr ein FDP-Gelb. INTERVIEW: JENS KÖNIG

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