: Schonfrist für Wale
Jahreskonferenz des IWC zu Ende. Walfangverbot bleibt zunächst bestehen, könnte aber kommendes Jahr fallen
LONDON/BERLIN ap/dpa/taz ■ Ohne den befürchteten Großangriff der Fangnationen auf das Verbot der kommerziellen Waljagd ist am Freitag in London die Jahreskonferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) zu Ende gegangen. Japan, Norwegen und die anderen Jagdbefürworter verzichteten angesichts für sie ungünstiger Mehrheitsverhältnisse auf eine Abstimmung über die Aufhebung des seit 15 Jahren geltenden Moratoriums. Dieses bleibt somit für ein weiteres Jahr bestehen. Die Gegner des Walfangs erwarten die Offensive auf das Fangverbot nun im nächsten Jahr, wenn die Konferenz in Japan stattfindet.
Umweltschützer wiesen darauf hin, dass bereits in diesem Jahr die Zahl der Stimmen für die Wiederaufnahme der Jagd auf die Meeressäuger so groß gewesen sei wie seit Jahren nicht mehr. Diese Tendenz geht auf das Konto von Japan. Es soll sich mit Versprechen für Entwicklungshilfe Stimmen für die Aufhebung des Verbots erkauft haben. Neuseeland, scharfer Gegner des Walfangs, befürchtet, dass Japan weiterhin dem Walfang gegenüber aufgeschlossene Länder zum Eintritt in die IWC drängt. Ein uneingeschränkter kommerzieller Walfang sei somit bald wieder möglich, warnt die internationale Tierschutzorganisation IFAW.
Die Fanggegner sind der Ansicht, dass sich die bis Mitte der 80er-Jahre stark reduzierten Bestände der gefährdeten Meeressäuger weiterhin erholen müssen. Dagegen erklären die Fangbefürworter, die Jagd bedrohe die Tiere in ihrem Bestand nicht.
Island hat sich bisher nicht entschieden, ob es den Walfang wieder aufnehmen will. Die IWC hatte in London einen Antrag Islands abgelehnt, wieder Vollmitglied zu werden und räumte dem Land Beobachterstatus ohne Stimmrecht ein. Es wollte bei einer Mitgliedschaft aus dem seit 15 Jahres geltenden Walfangverbot ausgenommen werden. Die Umweltschutzorganisation WWF hält ein dauerhaftes, generelles Jagdverbot für nicht realistisch. Eine begrenzte, kontrollierte Jagd sei vermutlich die einzige Möglichkeit, den freien Abschuss der Meeressäuger zu vermeiden, sagte Gordon Shepherd vom WWF International am Rande der Londoner Konferenz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen