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Störfall im Reaktor Biblis B

Der Kopf eines hochradioaktiven Brennelements reisst beim Umladen in Transportbehälter ab. Laut hessischem Ministerium wird keine erhöhte Strahlung frei. Störfall auch in Biblis A, Notstandswarte muss aber nicht mehr gebaut werden

aus Frankfurt am Main KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Die RWE Power AG hat ein Brennelement fallen gelassen: im AKW Biblis Block B. Der „E-Zwischenfall“ (E steht für „Eilt“) ereignete sich am späten Montagnachmittag im Abklingbecken des AKW beim Umladen des hochradioaktiven abgebrannten Brennelements in einen Transportbehälter. Der Kopf des Brennelements sei dabei am „Greifer“ hängen geblieben, teilte das hessische Umweltministerium in der Nacht zum Dienstag mit. Das Element sei dann 50 Zentimeter nach unten gestürzt und an der Oberkante des Lagergestells hängen geblieben. Es stehe nun „schräg angelehnt“ am daneben stehenden Transportbehälter.

Wie die taz erfuhr, ist der Kopf des Brennelementes sogar abgerissen. Die in dem Element zusammengefassten stahlummantelten Brennstäbe mit den stark strahlenden Urantabletten sind anscheinend aber noch dicht: Wie das Umweltministerium weiter mitteilte, hätten Messungen ergeben, dass bei dem „Vorkommnis“ keine Radioaktivität freigesetzt worden sei. „Daraus ist zu schließen, dass die Brennstäbe nicht beschädigt sind“, heißt es in der Erklärung weiter.

Die Betreibergesellschaft RWE Power AG hat offenbar kein Szenario zur Bewältigung solcher Störfälle entwickelt. Zurzeit werde das Brennelement lediglich „gegen Umfallen abgesichert“, so die Atomaufsicht im hessischen Umweltministerium. Ein Konzept zu seiner Bergung müsse erst „erarbeitet“ werden. Vertreter der Aufsichtsbehörde und des TÜV Süddeutschland seien vor Ort im Einsatz.

Der hessische Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) und RWE würden dem Störfall „ziemlich hilflos“ gegenüberstehen, monierte gestern denn auch die umweltpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der hessischen Grünen, Ursula Hammann. Im Februar sei es in Block B schon einmal zu einem „Handhabungsfehler“ beim Umsetzen bestrahlter Brennelemente gekommen, so Hammann weiter. Daraus seien offenbar keine Konsequenzen gezogen worden.

Auch im „Schrottreaktor“ (Grüne) Biblis Block A kam es erst vor wenigen Tagen zu einem Störfall. Aus einer Schweißnaht im Maschinenhaus war am Sonnabend Dampf ausgetreten. Das Teildampfsystem diene der Versorgung der Notspeisewasserpumpe mit Antriebsdampf und werde für den Normalbetrieb der Anlage nicht benötigt, teilte RWE dazu mit.

Ende Juli hatte Umweltminister Dietzel angekündigt, der RWE Power 25 Genehmigungen für „sicherheitserhöhende Nachrüstungsmaßnahmen“ an diesem zweitältesten AKW der Republik zu erteilen. Offenbar nicht mehr bauen muss RWE die schon vor mehr als zehn Jahren vom damaligen Umweltminister Karlheinz Weimar (CDU) für „unverzichtbar“ erachtete Notstandswarte, aus der heraus die Blöcke A und B nach einem gravierenden Störfall noch abgeschaltet werden könnten. RWE scheut diese teure Investition, denn 2008 soll Block A nach dem Atomkonsens vom Netz gehen. Bereits vorhandene Notstandseinrichtungen würden jetzt „ergänzt und verbessert“, so Dietzel.

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