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Unverzügliche Zahlung

■ Stade beschließt Entschädigung für Zwangsarbeiterinnen. Betroffene gefunden

„Wir werden jetzt schnell handeln“, verspricht Landrat Gunter Armonat. Nach anfänglichem Zögern (taz berichtete) beschloss ges-tern der Kreisausschuss Stade, „unverzüglich“ die Zwangsarbeiterinnen, deren Kinder von den Nazis getötet wurden, zu entschädigen. In vier Entbindungs- und Kinderheimen des Landkreises starben mindestens 63 Kinder von polnischen und ukrainischen Zwangsarbeiterinnen durch systematische Unterversorgung. „Die Zahlungen sollen sich zwischen 5000 bis 10.000 Mark bewegen“, betont Armonat, „und werden sich nach der individuellen Lebenssituation richten.“

Die Kreistagsfraktion der Grünen hatte den Antrag eingebracht, da bereits zwei der betroffenen Frauen aus Polen vom Stader Stadtarchiv zusammen mit der Stiftung „Deutsch-polnische Versöhnung“ gefunden wurden. Im Juni hatte der Kreisausschuss schon beschlossen gehabt, „individuelle Entschädigungszahlungen“ zu leisten, allerdings erst, wenn ein „abschließender Bericht“ über die damals vom Landkreis betrieben „fremdvölkischen Kinderheime“ vorläge. „So lange kann nicht mehr gewartet werden“, begründet Udo Paschedag für die Grünen den Antrag. „Einige Frauen, die gefunden wurden“, so Paschedag, „sind mittlerweile verstorben.“

Um schnell zu entschädigen, einigte sich der Ausschuss auf ein besonderes Verfahren. „Das Stadtarchiv sucht weiter nach Betroffenen“, erläutert Paschebag, „wenn sie erneut welche gefunden haben, reist eine Kreis-Vertretung zu ihnen.“ Die berichte anschließend dem Ausschuss über die Lebenssituationen der Frauen, und „dann beschließen wir die Entschädigungssumme“. Andreas Speit

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