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■ Originalfassungen bei „The New English Film Night“. Start der neuen Reihe

Nicht synchronisierte Fassungen von amerikanischen und englischen Filmen tauchen in Bremen nur wenig auf den Leinwänden auf. Und daran hat das heimische Kinopublikum selber Schuld. Die kommerziellen Kinobetreiber haben des öfteren versucht, sich mit Originalfassungen einen Stamm von Besuchern hochzuziehen – sogar bei Blockbustern wie „Titanic“, „Star Wars“ und „Gladiator“ mit deprimierenden Ergebnissen. Einzige Ausnahme sind die Previews am Montag um 22.30 Uhr im Filmstudio. Außerdem zeigen das City und das CinemaxX jeweils einen Film in der OV pro Woche.

Die Gruppe „Culture Vultures“ von der Uni veranstaltet im Kino 46 immer mal wieder Filmreihen oder besondere Highlights. In diesem Monat konnte man dort etwa „Al-most Famous“ und „Gattaca“ als Original ohne Untertitel sehen.

Seit zehn Jahren gibt es aber auch eine kleine, rege Initiative, die inzwischen von der Volkshochschule unterstützt wird, und einmal im Monat eine „English Film Night“ veranstaltet. Zuerst wollte der Gründer und Organisator Herr Hendrischke die damals noch sehr regen Clubaktivitäten der „British-German Association“ durch ein Kinoprogramm ergänzen. Zuerst in den Clubräumen, dann in der Angestelltenkammer zeigte er in erster Linie Filme für hier lebende Engländer. Es gab enge Kontakte zu den in Verden stationierten Soldaten, und als diese abzogen, ging auch das Clubleben langsam ein.

Heutzutage gibt es kaum noch „native speaker“ im Publikum bei den inzwischen „New English Film Nights“, die inzwischen im Bürgerzentrum Vahr stattfinden. Stattdessen sind es die Sprachkurse der Volkshochschule, die die Stuhlreihen füllen. Immerhin 40 bis 50 ZuschauerInnen versammeln sich einmal im Monat im großen Saal des Bürgerzentrums vor dem Videobeamer. Herr Hendrischke hält einen kurzen Einführungsvortrag (auf deutsch), und dann sind es meist altbekannte Klassiker, die gezeigt werden. „Casablanca“, „Lawrence of Arabia“, „Rain Man“ und Musicals wie „My Fair Lady“ oder „Mary Poppins“ sind die größten Erfolge, die auch alle paar Jahre wieder gezeigt werden. Auch die Miss Marple-Krimis mit Margaret Rutherford sind gern gesehen. Das Programm ist also genau so, wei man es bei einer Veranstaltung der Volkshochschule vermutet: konservativ, auf dem sicheren Mittelweg, aber immerhin!

Ab Donnerstag wird nach der Sommerpause wieder regelmässig pro Monat ein Film gezeigt. Diesmal „Giants“ (“Giganten“), der letzte Film mit James Dean, in dem er mit seinem method-acting einen fast schon absurden Kontrast zum klassischen Hollywood-Pathos von Elisabeth Taylor und Rock Hudson und der pompösen Regie bildet. In den nächsten Monaten folgten „Titanic“, die BBC-Fernsehserie „Michael Palin's Hemingway Adventure“ mit dem ehemaligen Monty Python-Mitglied als Tele-Reiseführer durch Afrika, Europa und die USA und die Kitschorgie „Roman Holiday“ (“Ein Herz und eine Krone“) mit Audrey Hepburn und Gregory Peck. Dann wird es kurios, denn im Januar zeigt „The New English Film Night“ ausgerechnet Fassbinders „Lili Marleen“. Dieser wurde, wie viele deutsche Produktionen, mit Ambitionen auf einen internationalen Erfolg, in Englisch gedreht und dann für das deutsche Publikum (das ja daran gewohnt ist, dass sich die Münder im Kino beim Sprechen nicht richtig bewegen) einfach synchronisiert. So kann man nun Hanna Schygulla, Karin Baal oder Hark Bohm mit heavy german accent hören. Für die Sprachkursler der Volkshochschule ist solch ein Film allerdings eher kontraproduktiv.

Wilfried Hippen

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