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Heuer gibt es Heuer

■ Erfolgreiche Aktionen im Hafen gegen Billigflaggen-Schiffe

Sehr zufrieden ist Jan Kahmann mit der Norddeutschen Aktionswoche gegen Billigflaggenschiffe. Allein im Hamburger Hafen, so der Verkehrsexperte der Dienstleis-tungsgewerkschaft ver.di, wurden zwischen Montag und gestern Abend 96 Schiffe kontrolliert, 42 weitere in Bremen, Bremerhaven, Rostock und Wismar. Auf mehreren Schiffe konnten neue Tarifverträge für die Besatzungen durchgesetzt werden.

Die Kontrollen waren Teil der europäischen Aktionswoche der Internationalen Transportarbeiter Förderation (ITF). In 29 europäischen Ländern prüften die maritimen Gewerkschaften in dieser Woche verstärkt Schiffe unter billigen Flaggen daraufhin, ob tarifliche Mindestbedingungen eingehalten werden. Erfreulicherweise hätten die meisten Schiffe unter billiger Flagge einen Tarifvertrag mit der ITF abgeschlossen. Die Kontrollen ergaben nach ITF-Angaben, dass diese Verträge auch weitgehend eingehalten werden.

In hartnäckigen Fällen griffen die Gewerkschaften schon einmal zu nachdrücklichen Mitteln. So liegt im Hamburger Hafen seit zwei Tagen der unter maltesischer Flagge fahrende Frachter „Chemsun“ fest. Mehrere Versuche, dessen Reederei zur umgehenden Auszahlung von ausstehenden Heuern zu bewegen, blieben bislang erfolglos. „Der Konflikt“, bedauerte der Hamburger ver.di-Sekretär Dieter Benze gestern Nachmittag, „ist noch nicht beendet.“

Bei der „P&O Nedlloyd Magellan“ ging es schneller. Nachdem die Lade- und Löscharbeiten gestern für eine gute Stunde eingestellt worden waren, gab die Reederei nach. Ein neuer Tarifvertrag wurde noch an Bord geschlossen, auch Heuern in Höhe von 10.546 US-Dollar werden nachgezahlt. Auch beim panamesischen Containerschiff „Hyundai Baron“ genügte ein einstündiger Boykott der Hafenarbeiter. Innerhalb einer weiteren halben Stunde vereinbarte die Reederei mit den Gewerkschaftsvertretern den ersten Tarifvertrag für die aus fünf osteuropäischen Ländern zusammengewürfelte Crew. Sven-Michael Veit

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