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CNN will mit Bin Laden sprechen

US-Sender signalisiert Interesse an Interview mit Al-Qaida-Führer, will es aber nur bei „Nachrichtenwert“ senden

BERLIN taz ■ „Wie können Sie und Ihre Anhänger den Mord an unschuldigen Menschen rechtfertigen?,“ würde die erste Frage lauten, die Ussama Bin Laden bei CNN zu beantworten hätte.

Dass ein solches Interview stattfinden könnte, ist mittlerweile nicht mehr ganz auszuschließen: Nachdem CNN am Wochenende entsprechendes Interesse angemeldet hatte, signalisierte jetzt ein angeblicher Al-Qaida-Repräsentant bei der arabischen TV-Station al-Dschasira für beide Kanäle Gesprächsbereitschaft. Danach sollen die Sender Fragen an Bin Laden formulieren, die dieser per Video beantworten will. Al-Dschasira hatte nach Beginn der US-Angriffe auf Afghanistan bereits ein Bin-Laden-Statement per Video erhalten und ausgestrahlt.

Weil sich CNN gegenüber der US-Regierung verpflichtet hat, Bin-Laden-Material nur äußerst zurückhaltend zu nutzen, folgt hier ein journalistischer Eiertanz: „Wenn seine Äußerungen keinen Nachrichtenwert haben, werden wir nichts davon senden“, sagte CNN-Moderator Wolf Blitzer im Guardian.

Unabhängige Bilder aus Afghanistan bleiben dagegen Mangelware: Wie der Guardian weiter berichtet, hat das Pentagon für mehrere Millionen Dollar sämtliche Rechte an den Aufnahmen des privaten Überwachungssatelliten Ikonos gekauft. Die US-Regierung will verhindern, dass die qualitativ hochwertigen Bilder von westlichen Medien genutzt werden, um zivile Opfer oder das Ausmaß der Zerstörung nach den Bombardements zu dokumentieren. Den US-Militärs selbst nützen die Ikonos-Bilder nichts: Sie haben bereits sieben Spionagesatelliten im Orbit. Nach der US-Verfassung könnte Ikonos auch juristisch lahmgelegt werden, den Militärs war eine solche Anordnung aber wegen des First Amendments, das die Presse- und Berichterstattungsfreiheit garantiert, zu unsicher. STG

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