: buchtipp
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Erik Weihenmayer ist durchtrainiert und er hat vor allem das, was es einem Menschen ermöglicht, extreme Belastungen zu bestehen: den nötigen Willen. Wie er den ausgebildet hat, beschreibt er in seiner Autobiografie „Ich fühlte den Himmel. Ohne Augenlicht auf die höchsten Gipfel der Welt“ (Malik Verlag, 2001, 426 Seiten, 39,80 DM).
Weihenmayer wurde im Jahre 1968 in New Jersey mit einer ererbten Augenkrankheit geboren, die Ärzte sagten ihm den Verlust der Sehfähigkeit mit spätestens 11 Jahren voraus. Tatsächlich behielt er seine Sehkraft bis zu seinem 13. Lebensjahr. Die Gewöhnung an die Blindheit fiel um so schwerer. Mit aller Macht lehnte er sich auf, zerstörte systematisch alle Blindenstöcke, die man ihm gab, weigerte sich, die Blindenschrift zu lernen. Erst als er sich eines Tages auf dem Weg zur Schultoilette hoffnungslos verirrt und sich in die Hose macht, beginnt er zu begreifen. Langsam und mit Rückschlägen akzeptiert er seine Grenzen, arbeitet aber gleichzeitig daran, sich und den Sehenden zu beweisen, dass es von diesen Grenzen weit weniger gibt als gemeinhin angenommen.
Neben der Ausbildung zum Lehrer lässt er sich mehr und mehr vom Klettern faszinieren. Die Besteigung des höchsten Bergs Nordamerikas, des Mt. McKinley, macht den Anfang, weitere folgen. Seine Berichte über das Erklettern der Gipfel auf verschiedenen Kontinenten sind spannend zu lesen. Sie sind keine sentimentale Erfolgsstory. Er lässt den Leser an seinen profanen Versagensängsten teilhaben, die ja auch Sehenden nicht fremd sind. Der erste Teil des Buchs bleibt dennoch der beeindruckendere – über einen Jungen, der gegen seine Wut und Verzweiflung ebenso oft verliert wie gewinnt. Im Mai bestieg Erik Weihenmayer als erster Blinder den Mount Everest.
MARTIN HAGER
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