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gutachter für akwDrohungen bleiben folgenlos

Neue Prüfer braucht das Land. Das ist die Lehre aus diversen Prüfskandalen in süddeutschen Atomkraftwerken. Entweder stempelte der TÜV die Unterlagen der Betreiber ab, ohne genau zu prüfen. So übersahen die Herren vom Überwachungsverein im Reaktor Philippsburg 2 selbst kritische Mängel in den Notkühlsystemen.

Kommentarvon REINER METZGER

Oder aber Angestellte der Firmen – wie im AKW Isar 1 vermutlich geschehen – verheimlichten den Prüfern wichtige Unterlagen, weil die ja eh nicht so genau merken, was eigentlich abläuft. Sie flogen nur auf durch einen anonymen Hinweis aus den eigenen Reihen.

Mangelhafte Reaktoren, mangelhaft geprüft – so kann es nicht weitergehen, ist nun die einhellige Aussage auch von zuständigen Ministern. Doch die jetzt geäußerte Kritik ist wohlfeil, die Drohungen mit neuen Prüfern werden keine relevanten Konsequenzen haben. Andere Tester wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Woher sollen sie auch kommen? Wer ein Atomkraftwerk überprüfen will, braucht die Spezialisten, vom Materialprüfer über Kerntechniker bis zum Verwaltungsfachmann. Wer hat die schon außer dem TÜV und ein paar größeren Instituten wie der Gesellschaft für Reaktorsicherheit. Die großen Prüffirmen sind aber seit Jahrzehnten Teil der Atomgemeinde.

Der bayerische Umweltminister zum Beispiel wollte seinen markigen Worten Taten folgen lassen und bestellte neben dem TÜV für den Reaktor Isar I nun eine scheinbar neutrale Schweizer Firma. Herzlichen Glückwunsch: Die Schweizer sind personell mit der Atomwirtschaft verflochten und pflegten auch bisher keinerlei kritische Beziehungen zu Atomkonzernen. Ob eine solche Firma, wenn es hart auf hart geht, ein AKW vom Netz prüft, darf bezweifelt werden.

Selbst wenn die Atomaufsichtsbehörden der Bundesländer an unabhängigen Prüfern interessiert wären; selbst wenn sie die Gründung neuer Gutachterfirmen anregen und bezuschussen würden – es würde erst einmal weitergehen wie bisher. Denn auch an Nachwuchs mangelt es. Zu Recht sehen angehende Studenten in der Kerntechnik einen aussterbenden Industriezweig. Dementsprechend leer sind die Hörsäle und entsprechend schwer wäre der Aufbau neuer Testabteilungen.

Es wird also alles beim Alten bleiben auf dem AKW-Sektor. Wie immer nach Skandalen wird bald wieder Business as usual einkehren und der Rubel rollen – bis zum nächsten Störfall.

wirtschaft und umwelt SEITE 9

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