: Demos zum Krieg spalten Roms Straßen
150.000 Menschen äußern ihre Meinung: Polizeikordon trennt 30.000 Befürworter und mehr als 100.000 Gegner
ROM/BERLIN taz ■ Gut 150.000 Menschen waren am Samstagnachmittag in Rom auf den Beinen, um ihre Meinung zum Krieg in Afghanistan kundzutun – genauer: ihre Meinungen. Denn zeitgleich um 15 Uhr hatten Kriegsgegner und -befürworter zu zwei Demonstrationen aufgerufen und damit höchste Alarmstufe bei der Polizei ausgelöst.
Auf der Piazza del Popolo versammelte sich das regierende Rechtsbündnis zum „USA Day“. Unter dem Slogan „Nicht vergessen“ bekräftigte es nicht nur die Solidarität mit den USA, sondern auch das Ja zum vorige Woche verabschiedeten Einsatz italienischer Soldaten. Die Zahl der Teilnehmer blieb mit etwa 30.000 unter den Erwartungen. Neben Anhängern von Berlusconis Forza Italia und der postfaschistischen Alleanza Nazionale war fast das gesamte Kabinett und viel Prominenz angetreten, darunter Sofia Loren, Alain Delon und Luciano Pavarotti.
Auf der anderen Seite des durch einen acht Kilometer langen Polizeikordon zweigeteilten Stadtzentrums zog derweil der endlose Zug der Kriegsgegner durch die Stadt. Wenig Prominenz, wenige Parteifahnen, viele selbst gebastelte Plakate prägten das Bild: „Gegen Terrorismus und Krieg“, „Not in my name“, „Frieden wird durch Frieden geschaffen, nicht durch Bomben“. Aufgerufen hatte das Genua-Bündnis, dem allerdings sowohl die katholischen Gruppierungen als auch gemäßigte Umweltverbände abhanden gekommen waren. Dennoch übertraf die Teilnehmerzahl mit weit über 100.000 alle Erwartungen. Die einzige stark vertretene Partei war Rifondazione Comunista; das Gros der ohne Zwischenfall verlaufenen Demo stellten meist nicht organisierte Jugendliche zwischen 15 und 30 Jahren. Sie ließen sich von der Teilnahme nicht abschrecken, obwohl im Vorfeld der ersten nationalen Veranstaltung der Globalisierungskritiker nach Genua Panik vor dem „Marsch des Schwarzen Blocks“, so die rechte Libero, verbreitet worden war.
Friedliebende Berliner
Auch in Berlin sind am Samstag mehrere tausend Menschen unterwegs gewesen, um gegen den Afghanistan-Krieg und die Beteiligung von Bundeswehrsoldaten zu protestieren. Unter dem Motto „Stoppt den Krieg! Kampf der Armut – nicht den Armen“ zogen nach Veranstalterangaben bis zu 10.000 Menschen durch die Bezirke Kreuzberg und Friedrichshain. Die Polizei zählte 2.500 Kriegsgegner
Auf mehreren Kundgebungen forderten Redner die Regierung auf, sich nicht an dem Krieg zu beteiligen. Die Demonstranten trugen Plakate und Transparente mit Forderungen wie „Bombenstopp sofort“ oder „Arbeitsplätze statt Militäreinsätze“. Zu dem Protest hatten über 20 Friedensgruppen, PDS, Gewerkschaften sowie Attac, das Bündnis der Globalisierungsskeptiker, aufgerufen. MICHAEL BRAUN/ULRICH SCHULTE
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