: Die dunkle Macht der Medien
Liberty-Chef John Malone ist Philosoph. Vielleicht gelingt es ihm deshalb, seine Partner regelmäßig über den Tisch zu ziehen. Seine Vision: „500 interaktive Kanäle“
BERLIN taz ■ John Malone (60) ist ein schräger Vogel. Manager-untypisch reist er oft mit einem gigantischen Wohnmobil, anstatt mit dem Flugzeug. Dabei begleiten ihn seine Frau und sechs preisgekrönte Möpse. Dem Doktor der Philosophie wird strategisches Netzwerk-Denken nachgesagt, das Schachweltmeistern würdig sei. Er gilt als begnadeter Verhandler, der seinen Geschäftspartnern nicht selten ein X für ein U vormacht.
Malone gehört zu den 180 reichsten Personen der Welt. Sein Vermögen beträgt über zwei Milliarden Dollar – nachdem der Börsenboom der Jahre 1999/2000 zusammengebrochen ist. Vorher war es das Doppelte. 1973 stieg er als Vorstandsvorsitzender bei dem notleidenden US-Fernsehkabelbetreiber TCI ein. Er brachte das Unternehmen unter anderem durch geschickte Aufkäufe nach oben und machte es zu einer der wesentlichen Firmen in den USA. Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore bezeichnete Malone in Anspielung auf den Film „Krieg der Sterne“ einmal als „Darth Vader“ der Kabelnetze – die dunkle Seite der Macht. Für nicht weniger als 55 Milliarden US-Dollar verkaufte Malone die Firma TCI 1999 an AT&T. Trotzdem blieb Malone Chef der zu TCI gehörenden Liberty Media, in der er mehr oder weniger schalten kann, wie er will. Liberty gebietet über ein eindrucksvolles Netz von Firmenbeteiligungen. Dazu gehören 43 Prozent der Aktien des Einkaufskanals QVC, 18 Prozent an Murdochs News Corp und vier Prozent von AOL Time Warner, des größten Medienkonzerns der Welt.
Einen Teil des Verkaufserlöses benutzte der Medienmanager, um Kabelgesellschaften in Südamerika und Deutschland zu kaufen, darunter einen erheblichen Teil des Kabelnetzes der Deutschen Telekom. Damit will Malone nun das bauen, was ihm als Vision vorschwebt: einen Betreiber, der „500 interaktive Kanäle“ gleichzeitig zu den Kunden senden kann.
Denn das Kupfer- und Glasfaser-Kabelnetz kann wesentlich mehr als nur Fernsehen übertragen – in ihm verschmelzen Internet, Telefon und TV zu einem neuen Kommunikationsmedium. HANNES KOCH
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