: Armut macht krank
Bundesweiter Kongress will Netzwerke bauen und Gesundheitsziele formulieren
Arme Menschen haben eine um etwa 7 Jahre kürzere Lebenserwartung als Reiche und ein doppeltes Risiko bei Krankheiten, Unfällen und Übergriffen. Das sagte gestern Raimund Geene, der Geschäftsführer des Vereins „Gesundheit Berlin“ bei der Eröffnung des bundesweiten Kongresses „Armut und Gesundheit“.
Diese Erkenntnisse sind nicht neu, werden aber von der hiesigen Gesundheitspolitik weitgehend ignoriert. Um dies zu verändern, organisiert Geenes Verein alljährlich mit der Berliner Ärztekammer, dem DGB und einigen anderen Organsiationen einen Kongress. Bei der gestrigen Eröffnung forderte Geene, die Gesundheitsförderung gezielter auf soziale Randgruppen auszurichten. Die Vergangenheit zeige, dass staatlich gelenkte Kampagnen etwa gegen das Rauchen oder für Brustkrebsvorsorge vorwiegend den Mittelstand erreichen.
Zum diesjährigen Kongress unter dem Titel „Gesundheitsziele gegen Armut – Netzwerke für Menschen in schwierigen Lebenslagen“ werden rund tausend Fachleute, Laien und Betroffene im Haus am Köllnischen Park erwartet. Gegen die fatale Entwicklung in armen Wohnquartieren helfen nach Ansicht der Kongressorganisationen Netzwerke, die die Betroffenen unterstützen. Der Kongress will die verschiedenen Ebenen aufzeigen, in denen Aufbau und Förderung solcher Netzwerke möglich sind: im Stadtteil, in der Schule, in Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, in der Kiezpolitik sowie in Bund-Länder-Programmen. Ein Ansatz zur Förderung solcher Netzwerke sei die Formulierung von Gesundheitszielen, so die Organisatoren. Das soll auch auf der heutigen Podiumsdiskussion um 11 Uhr geschehen. Dort diskutieren unter anderem Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, der Präsident der Berliner Ärztekammer Günther Jonitz und Frank Knieps vom AOK-Bundesverband. SAM
„Armut und Gesundheit“ heute bis 13 Uhr im Haus am Köllnischen Park, Am Köllnischen Park 6–7, 10179 Berlinwww.armut-und-gesundheit.de
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