piwik no script img

Ruf in den Wind

■ Ausländerbeauftragte stellt Bericht vor und fordert ein Integrationskonzept

Dass ihr Rat beherzigt wird, glaubt Ursula Neumann selbst nicht. Dringend hat die Hamburger Ausländerbeauftragte gestern an den Senat appelliert, ein Integrationskonzept für die Hansestadt zu erarbeiten. Auf Bundesebene wird zurzeit die Zuwanderung von AusländerInnen gesetzlich gestaltet. Die einzelnen Länder müssten die Voraussetzungen für die Umsetzung schaffen, sagte Neumann bei der Präsentation ihres ersten Tätigkeitsberichtes. Allerdings habe Innensenator Ronald Schill ihr gegenüber bereits angekündigt, dem Zuwanderungsgesetz im Bundesrat ohnehin die Zustimmung zu verweigern.

Ein Viertel der Hamburger Bevölkerung, so die Ausländerbeauftragte, habe einen Migrationshintergrund. Unter den SchülerInnen ist es sogar ein Drittel. Deren Integration aber könne nicht allein durch ihre Anpassung an die hiesige Gesellschaft, sondern nur durch deren Öffnung erreicht werden. Deshalb müsse der Senat für integrationspolitische Maßnahmen die notwendigen Mittel im Haushalt für 2002 vorsehen. Das zurzeit auf Bundesebene verhandelte Zuwanderungsgesetz sieht beispielsweise Deutsch- und Orientierungskurse für MigrantInnen vor. „Die wollen finanziert sein“, mahnte Neumann den Senat. Gleiches gelte für die vorbereitenden Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für die MitarbeiterInnen der Ausländerbehörde.

Schleswig-Holstein arbeitet bereits an einem umfassenden Integrationskonzept. Im Frühjahr soll es verabschiedet werden (taz berichtete). Um das auch in Hamburg leisten zu können, schlug Neumann vor, die Dienststelle der Ausländerbeauftragten zu stärken und an die Senatskanzlei anzubinden. So könnte sie sich zu einer „Leitstelle für Zuwanderung und Integration“ entwickeln.

Zu einem ersten Gespräch zwischen Neumann und Schill ist es gekommen, nachdem die Ausländerbeauftragte dem Innensenator einen Entwurf ihres Tätigkeitsberichtes hat zukommen lassen. Wie er darauf reagierte, verriet Neumann gestern nicht. Der Bericht würde nun den Behörden zugeleitet, sagte sie nur, die könnten dann Stellung beziehen. Dazu befragt, ob sie wegen der offensichtlichen inhaltlichen Divergenzen ihre Funktion als Ausländerbeauftragte gefährdet sehe, sagte Neumann: „Dafür sehe ich keine Anhaltspunkte. “ Elke Spanner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen