: Einer muss immer zuerst aufwachen
Die Friends of Italian Opera zeigen in der Komödie „Private Eyes“, wie gefährlich Liebe ist, wenn Frauen mitspielen
So ist das beim Schlafen, gemeinsam Träumen, beim Lieben: Einer wacht immer zuerst auf. Das zu wissen, kann einem schon Angst einjagen, Angst, der Zweite zu sein, nicht mitgekriegt zu haben, was passiert. Angst, machtlos zu sein, betrogen zu werden, jemanden zu verlieren. Aus diesen Gefühlen kann man Dramen oder Romane voller Pathos machen, aber viel besser noch eine spritzige Komödie. So wie „Private Eyes“, das preisgekrönte Stück von Steven Dietz, das seine Helden hoffnungslos verloren zwischen Spiel und Ernst auf einem seidenen Erzählfaden rumbalancieren lässt: Die Schauspielerin Lisa hat eine Affäre mit ihrem Regisseur Adrian – falls das nicht nur eine Wahnvorstellung ihres Ehemannes Matthew ist, der dummerweise mit ihr zusammen in einem Stück über Lug und Betrug spielt. Ein doppelter Boden ist Dietz nicht genug, er wechselt ständig die Ebenen und Perspektiven, so dass dem Zuschauer ganz blümerant wird. „Weiß er’s oder weiß er’s nicht?“ „Sollte man die Wahrheit herz- und schmerzlos sagen oder feiger-/stückweise?“ Und schließlich: „Wer ist eigentlich die Kellnerin mit der Knarre?“ – so hält man das Publikum bei der Stange und am Grübeln. Die Darsteller machen das Tempo mit, wenn sie auch in manchen Szenen von der Regie (Priscilla Be) im Stich gelassen wirken. Dann hilft im Zweifel der großartige Text aus, mit Vergleichen, die man noch nicht kennt und Sätzen zum Übers-Bett-Hängen. Des Englischen muss man allerdings mächtig sein, um den Reflexionen über Liebe und Versuchung, die Kunst und das Leben, Spiel und Authentizität angemessen folgen zu können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen