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Hattig: Gutachten statt Entscheidung über Radio Bremen

■ Wirtschaftssenator und Radio Bremen wollen das Ob, Wie und Wo eines Medienzentrums erst noch klären

„Wir müssten mit dem Hammer geschlagen sein, wenn wir diese einmalige Chance nicht nutzen würden“, sagte gestern Bremens Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU). Die Chance: Das Interesse von Radio Bremen, an einen neuen Standort umzuziehen, könnte verbunden werden mit der Idee, ein „Medienzentrum“ in Bremen zu fördern. Darin sein man sich einig, versicherte Hattig, und daher sitze er gemeinsam mit dem Intendanten von Radio Bremen, Heinz Glaesgen, bei der Pressekonferenz vorne.

Aber „ob“ das sinnvoll ist, „wie“ es sinnvoll ist und „wo“ es sinnvoll ist, „das ist alles für mich noch offen“, erklärte Hattig. Deshalb soll die zum Wirtschaftsressort zählende „Bremer Investitions-Gesellschaft“ (BIG) nun ein Gutachten in Auftrag geben, das das Wirtschaftsressort etwa 180.000 Euro kosten wird. In drei bis vier Monaten soll das Ergebnis da sein. Radio Bremen will im Sommer eine Entscheidung über seinen neuen Standort fällen. Wer Gutachter werden soll, ist aber noch offen. „Es wird aber nicht MkKinsey oder Berger?“ fragte Hattig auf der Pressekonferenz gestern den BIG-Geschäftsführer Ulrich Keller. Als der einen Moment stockte, antwortete Hattig selbst: „... weil wir nicht allgemeine Prosa haben wollen, die dann jeder für sich interpretieren darf“.

Im vergangenen Jahr hatte es schon ein Gutachten zu genau denselben Fragen gegeben – die „Gesellschaft für Landesentwicklung“ (GfL) und der Technologieberater Axon hatten dafür 350.000 Mark kassiert. Auftraggeber waren Radio Bremen und Wirtschaftssenator Hattig. Beide Seiten wussten schon im Sommer 2001: Es macht Sinn, eine gemeinsame Lösung zu finden. Ergebnis der Gutachter: Es ist sinnvoll, und das Faulenquartier wäre der geeignete Standort. Auf die Frage, warum man denn heute nicht schon weiter sei, erklärte Hattig, unter anderem habe die Frage geklärt werden müssen, „ob die Parteien das mittragen“.

Neu ist aber, ergänzte Ulrich Keller von der BIG, dass Radio Bremen erst in der vergangenen Woche aus-drücklich erklärt habe, dass der Umzug und die Investitionen in eine neue Technik-Ausstattung (jeweils ca. 80 Millionen Mark) allein vom Sender finanziert würden. Wie Radio Bremen das Geld aufbringen kann, ist allerdings bisher unklar. Glaesgen setzt darauf, dass sich die ARD an den Umbaukosten beteiligt und dass die Stadt Radio Bremen seine „Pferdewiese“ an der Hans-Bredow-Straße abkauft.

Falls die Meinungsbildung der großen Koalition über „ob, wie und wo“ des Medienzentrums nicht bis zum Sommer abgeschlossen sein sollte, erklärte Glaesgen, dann könnte die Stadt der Sendeanstalt ja auch ein Grundstück zur Verfügung stellen, auf der der Neubau beginnen könnte. Wenn die Stadt sich klar geworden sei, ob sie ein „Medienzentrum“ aus Gründen der Wirtschaftsförderung will, dann könne sie den Standort zum Medienzentrum ergänzen.

„Es ist gut, dass die CDU in dieser Frage endlich den Fuß von der Bremse genommen hat und die Entwicklung der Medienbranche Bremens nicht weiter blockiert“, freute sich gestern SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen. Im Faulenquartier könne sich im Sinne der „Technopolis-Strategie“ der SPD-Fraktion – das ist die Alternative zur Bebauung des Naturschutzgebietes Hollerland – „eine spannende neue Achse der Technologieentwicklung der Stadt formen“. Das Axon/GfL-Gutachten habe klar ergeben, dass Firmen der Medienbranche „eher in urban zentrale Lagen“ gingen als an die Autobahn, erinnerte Böhrnsen.

K. W.

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