piwik no script img

Milošević übertreibt

Der erste Zeuge im Kriegsverbrecherprozess weist Milošević’ Schilderungen über die Lage im Kosovo zurück

DEN HAAG dpa ■ Im Kriegsverbrecherprozess gegen den jugoslawischen Expräsidenten Slobodan Milošević hat der erste Zeuge gestern die vom Angeklagten gegebene Schilderung der Lage im heutigen Kosovo zurückgewiesen. Mahmut Bakalli, ein unabhängiger Abgeordneter albanischer Herkunft im Parlament des Kosovo, warf ihm Übertreibung vor. So stimme es nicht, wenn Milošević von „360.000 Menschen, meistens Serben“ spreche, die seit Ende des Kosovokriegs aus dem Land vertrieben worden seien. Die Zahl sei viel niedriger. Viele Serben seien nach dem Krieg freiwillig, aber aus Angst vor Rache der albanischen Bevölkerungsmehrheit weggezogen, sagte Bakalli.

Milošević, der sich in dem Verfahren selbst verteidigt, unterzog Bakalli über dreieinhalb Stunden einem intensiven, teils aggressiv geführten Kreuzverhör. Richter Richard May machte den Zeugen der Anklage mitunter darauf aufmerksam, dass er auf provokante Fragen Milošević’ nicht zu antworten brauche.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen