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Rotkehlchen

Am morgigen Freitag singen sich in der Ostseehalle zu Kiel 15 Kandidaten ihre Kehlchen rot. Einmal im Jahr streiten die Alpha-Tiere des Deutschen Schlagers um eine Fahrkarte zum Grand Prix de la Chanson.

In der 46-jährigen Geschichte des Grand Prix ist es Deutschland erst einmal gelungen, den ersten Platz zu belegen. Vor genau zwanzig Jahren zwitscherte ein Vögelchen mit Wandergitarre „Ein biss-chen Frieden“ und gewann die Nationenwertung. Im vergangenen Jahr dann wurde es so manchem Liebhaber des Leichtverdaulichen Angst und Bang, als Modeschöpfer Rudi Moshammer und Zlatko weder die Töne noch den Nerv der Richter trafen. Viele dachten schon, es sei geschehen um den Schlager. Das soll jetzt anders werden: „Im vergangenen Jahr etwa gab es ja die Befürchtung, ob nicht etwas ganz Schlimmes siegen könnte. Diesmal stellt sich nicht die Frage, ob Qualität gewinnt, sondern welche Qualität“, äußert sich Jürgen Meier Beer, NDR-Unterhaltungs-Boss, zuversichtlich. Aber auch in diesem Jahr gilt: Brüllen gehört zum Singen. So machen die Botschafter des deutschen Schlagers erst von sich reden, bevor sie singen. Die Kelly Family, so berichten die letzten Seiten der Boulevardpresse, seien bemüht, ihr Heile-Familie-Image abzulegen, was ein Mitglied der Hausgemeinschaft eindrucksvoll demonstrierte, als es das KFZ eines Fans zertrümmerte. Corinna May, von Ralph Siegel ins Rennen geschickt, will zum letzten Male teilnehmen (schade). Dieter Bohlen präsentiert ein neues Luder, und Gerüchte, die Band „Mundstuhl“ habe sich ihren Namen erst und extra für die Veranstaltung zugelegt sind frei erstunken. mjg

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