: was macht eigentlich... Aleks Kwaśniewski?
Keinen Boden küssen
Nun ist er zum zwanzigsten Mal in der Stadt, aber zum ersten Mal ganz offiziell, als polnischer Staatspräsident. Dennoch kam man sagen: Aleksander Kwaśniewski kennt Berlin. Und er weiß auch, wessen Hauptstadt das ist. Ganz genau: die der Bundesrepublik Deutschland.
Sie lachen? Nun, als vor kurzem Klaus Wowereit an der Weichsel weilte, wusste er zwar, dass die Stadt um ihn herum Warschau heißt. Nur mit dem Land hatte er so seine Schwierigkeiten. Also probte Wowereit munter drauflos, versuchte ein freundliches „Volksrepublik Polen“ und erntete damit nur ein nachsichtiges, will sagen diplomatisches Lächeln.
Das freilich kennt auch Aleksander Kwaśniewski. Einmal, es war im letzten Wahlkampf, verließ er seinen Präsidentenhubschrauber und küsste, ganz unprotokollarisch, umso mehr aber papstlike, den Boden unter seinen Füßen. Das wiederum brachte dem gottesfernen Postkommunisten einen Sturm katholischer Entrüstung ein.
Diesmal küsste er nicht. Boden, zumal deutschen, zu küssen wäre nicht nur für die polnische Kirche zu viel des Guten gewesen. Mit Boden hatte der Besuch dennoch zu tun. Warum, fragte Kwaśniewski, sollen polnische Bauern nur ein Viertel der Direktbeihilfen ihrer westeuropäischen Kollegen bekommen? Doch dann bekam er einen Verdienstorden, das deutsch-polnische Verhältnis war wieder in Ordnung. Mal sehen, wer nun wieder schimpft bei Kwaśniewskis Rückkehr nach Polen. WERA
FOTO: AP
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
