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Uganda wird zum Paradies für Tierschmuggler

Das ostafrikanische Land erlaubt dieses Jahr den Export von fast 250.000 lebenden wilden Tieren. Viele davon gibt es in Uganda gar nicht

BERLIN taz ■ Wer dieses Jahr ein seltenes afrikanisches Tier sucht, sollte nach Uganda fahren. Ugandas staatliche Tierschutzbehörde UWA (Uganda Wildlife Authority) hat den früher verbotenen Lebendtierexport wieder zugelassen und für dieses Jahr eine Exportmenge von 245.237 Tieren festgelegt, fein säuberlich nach Tierarten aufgeschlüsselt.

Diese Quoten sind nach Presseberichten so hoch und vielseitig, dass halb Afrika seine Tiere legal über Uganda verkaufen kann. Wie die staatliche Zeitung New Vision jetzt herausfand, erlaubt die UWA unter anderem den Export von 900 Exemplaren einer Gleithörnchenart, die in Uganda nicht vorkommt, 360 Riesenginsterkatzen, die es nur noch im Kongo gibt, 1.350 kongolesischen Springmäusen, 900 Grauköpfchen, eine auf Madagaskar gefundene Papageienart, und 900 Erdbeerköpfchen, eine verwandte Art aus dem südlichen Afrika. Dazu kommen südafrikanische Schlangen, tansanische Chamäleone und andere.

„Die Tiere werden nach Uganda geschmuggelt, als ugandisch deklariert, kriegen Quoten und werden exportiert“, sagte ein Naturschützer New Vision. „Mit dieser Art des unkontrollierten Handels kann man ganze Tierarten auslöschen.“ Zwar ist es möglich, Einzeltiere nach Uganda zu bringen und sie dann zwecks Export zu züchten, aber das ist teuer. Es wird befürchtet, dass die UWA nicht in der Lage ist, zu überprüfen, ob Tiere, für die eine Exportgenehmigung beantragt wird, wirklich in Uganda aufgezogen wurden. Die UWA-Sprecherin Lilian Ajarova wird mit der Aussage zitiert: „Wir haben nicht die Kapazitäten, das zu überwachen. Wir verlassen uns auf die Integrität der Händler.“

Der Handel mit lebenden wilden Tieren ist weltweit nur mit Zertifikaten der internationalen Tierschutzbehörde Cites erlaubt. Aber die Cites-Vertretung in Uganda weiß laut New Vision nicht, wie viele Zertifikate dieser Art sie letztes Jahr erteilt hat.

Der Grund für die liberale Exportpolitik der UWA ist Geldmangel. Die 1996 gegründete Behörde, deren Führung 1998 wegen Unfähigkeit komplett ausgewechselt werden musste und heute von der Weltbank überwacht wird, erzielt 70 Prozent ihrer Einnahmen aus den Gebühren der Touristen, die in Ugandas Nationalparks Gorillas angucken. Aber seit der Ermordung mehrerer weißer Touristen durch ruandische Hutu-Milizionäre im Bwindi-Nationalpark 1999 ist der Tourismus in der Krise, und die Behörde sucht neue Einnahmen.

Als Transitland für Tierschmuggel ist Uganda beliebt. Neben Elfenbein, Schildkröten und anderen Produkten der Wilderei beschlagnahmte die UWA im Sommer 2001 einmal fünf Tonnen Nilpferdzähne. In der benachbarten Demokratischen Republik Kongo wildern ugandische Soldaten im Zusammenhang mit dem dort tobenden Krieg. Im August 2000 wurde ein ugandischer Oberst in der Nähe des von Uganda kontrollierten Garamba-Nationalparks im Nordosten des Kongo mit 800 Kilogramm Elfenbein in seinem Auto entdeckt. Ein anderes Mal nahmen Ugandas Soldaten kongolesischen Rebellen drei Tonnen Elfenbein ab und flogen sie nach Uganda. Angaben einer ugandischen Untersuchungskommission zufolge, die vergangenes Jahr illegale Geschäfte im Kongo untersuchte, wurden im Garamba-Park bereits zwischen 1995 und 1999 30 Prozent der Elefanten getötet. „In anderen Parks“, so der Bericht der Kommission, „gibt es ähnliche Probleme.“ DOMINIC JOHNSON

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