: Frauenstudiengang ohne Frau
■ Hochschule wartet noch auf die Informatikerin
Im vergangenen November jubelten die SPD-Politikerinnen „ihrem“ Wissenschaftssenator zu. Willi Lemke und seine Behörde hätten so viel Druck auf die Hochschule Bremen gemacht, dass die lukrative C3-Stelle an der Spitze des Frauenstudiengangs Informatik nicht per Hausberufung mit einem Mann besetzt werden konnte. Unter dem Druck der Öffentlichkeit und der Wissenschaftsbehörde war die Hamburger Informatikerin Ingrid Wetzel auf Platz „1“ der Berufungsliste gesetzt worden. Damit schien ein anderthalb Jahre andauernder Streit beendet . Lemke versicherte damals, er wolle „so schnell wie möglich“ zu einer Berufung kommen.
Bis heute aber hat die Hochschule keine Informatik-Professorin, denn Wetzel hat ihren Vertrag noch nicht unterschrieben. Das Problem: Sie ist Arbeitsverhältnisse der Universität Hamburg gewohnt, wo es mehr Freiraum für die Forschung als an Fachhochschulen gibt. Aufgrund ihrer Qualifikation könnte sie sich Chancen ausrechnen, auch an einer Uni eine Professorenstelle zu bekommen. Als am Mittwoch der Hochschul-Neubau am Flughafen eingeweiht wurde, freute sich Rektor Roland Mönch vor der feierlichen Männerrunde, dass auch der Frauenstudiengang Informatik in das schicke Gebäude an Bremens zweitbester Adresse einziehen werde. Von den Schwierigkeiten, eine Frau als Hochschullehrerin zu bekommen, war da keine Rede. K.W.
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